Zwei Generationen - ein Thema

Eine grosse Herausforderung

Blog #20, 16.2.2025

Josef, 20.1.2025

Liebe Mona

In acht Jahrzehnten Leben sind etliche Herausforderungen unvermeidlich. Unser aktuelles Thema lässt deshalb für mich eine grössere Auswahl offen als für dich. Umso mehr interessiert es mich, was du aus deinem Repertoire herausgreifst.

Ich habe mich für eine Herausforderung aus dem Berufsleben entschieden. Sie hatte ihren Ursprung in einer von mir angestrebten Situation. Die Wahl an die neue Stelle empfand ich als Glücksfall.

Ich hatte acht gute Jahre als Sekundarlehrer und zehn ebensolche als Journalist hinter mir. Als neugieriger und damit auf Erweiterung des Horizonts bedachter Mensch wollte ich beruflich Erfahrung in einem Unternehmen der Wirtschaft machen. Die Schweizerische Bankgesellschaft SGB, heute UBS, suchte einen leitenden Angestellten in ihrer Presse- und Informationsabteilung in Zürich. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und erhielt den Auftrag, einen Artikel über ein relevantes Thema zu schreiben. Der Artikel wurde mir mit 1200 Franken entschädigt – für einen Zeitungsartikel gab es damals im Maximum 100 Franken –, und ich erhielt die Stelle. Ich habe mich darüber gefreut. Als grösste Herausforderung habe ich den bewusst in Kauf genommenen Weg von Andwil an die Bahnhofstrasse in Zürich empfunden. Drei Stunden musste ich täglich für den Hin- und Rückweg aufwenden.

Daran habe ich mich gewöhnt. Zu schaffen machte mir aber, dass meine Aufgabe je länger je weniger dem Stellenbeschrieb entsprach. Das lag einerseits am wirtschaftlichen Umfeld. Die SBG geriet damals in ein schiefes Licht in Zusammenhang mit verschleierten Nummernkonti (Anlagen von Steuerfluchtgeldern). Das Weiterleiten von Medienberichten über die Vorwürfe darüber an die Generaldirektion wurde fast zur Hauptaufgabe. Journalistische Aufträge wurden zur Seltenheit. Andrerseits kam es in der Informationsabteilung zu einer Rückstufung. Die Person, deren Stelle ich zuvor übernommen hatte, genügte in der neuen Aufgabe nicht und wurde zurückversetzt. Es handelte sich um eine Person mit Doktortitel, Nadelstreifenanzug und Maserati.

Ich wurde aus der mir versprochenen Position verdrängt. Weil ich von Kind an gelernt hatte zu gehorchen und zu schlucken, liess ich mit mir Sachen machen, die heute unvorstellbar wären. Nicht bloss dass ich für gute Bezahlung anspruchslose Aufträge erledigte. Wenn ich zum Beispiel mit dem mir vor die Nase gesetzten Vorgesetzten an eine Sitzung gehen musste, drückte mir dieser sein Mäppchen in die Hand und ich musste es mittragen. Damals habe ich diese Demütigung ertragen und nur die Faust im Sack gemacht. Heute ist mir das unverständlich.

Zum Glück habe ich vom Elternhaus nicht nur unterwürfiges Erdulden, sondern auch den Willen zum Durchhalten gelernt. So bin ich aus dieser Situation nicht einfach davongelaufen, sondern habe alles daran gesetzt, wieder in den Journalismus zurückzufinden. Während mir die vorangehenden Stellen auf den Redaktionen bei der «Ostschweiz» und beim «St. Gallen Tagblatt» ohne eigenes Bemühen zugefallen waren, bemühte ich mich nun selber intensiv, von der Bank wegzukommen. Wahrscheinlich weil man mich von der Mitarbeit bei den beiden Zeitungen kannte, hatte ich ziemlich rasch Erfolg und konnte beim Regionalstudio Ostschweiz des Schweizer Radios wieder journalistisch tätig sein.

Ende gut, alles gut. Ich hoffe, dass dir so eine negative Erfahrung erspart bleibt, liebe Mona. Herausforderungen können auch positiv sein. Ich stelle mir vor, dass du wohl eher über eine solche schreibst. Davon hast du ja schon eine ganze Anzahl bewältigt.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mona, 5.2.2025

Lieber Grosspapi

Ich danke dir für deinen Bericht über eine deiner grossen Herausforderungen. An Herausforderungen können wir wachsen, wenn es schwierig wird, sehen wir, was in uns steckt, die Stärken und die Schwächen. Genau dies ist mir beim Lesen deines Textes erneut bewusst geworden. Du bist durch diese berufliche Herausforderung gewachsen, denn du hast daraus wichtige Erkenntnisse gewonnen, insbesondere darüber, was du in Zukunft nicht mehr möchtest. Ich bin der Meinung, dass solche Erfahrungen genauso wichtig sind wie positive Ereignisse im Leben.  

Eine der grössten Herausforderungen in meinem Leben war die Trennung meiner Eltern. Anfangs war es für mich und für uns alle schwierig, die neue Situation zu akzeptieren. Eine Trennung bringt oft Trauer und Sorgen mit sich, welche wir aber schlussendlich gemeinsam überwinden konnten. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass man Herausforderungen nicht allein bewältigen muss. Gespräche mit der Familie oder Freunden können dabei helfen, schwierige Zeiten zu überstehen. Gleichzeitig habe ich verstanden, dass nicht jede Herausforderung sofort überwunden werden kann. Manche Dinge brauchen Zeit und das ist in Ordnung.

Auch der Wechsel von der Oberstufe in die Kantonsschule stellte für mich eine grosse Herausforderung dar. Am Ende der Sekundarschule machte ich mir viele Gedanken darüber, was dieser neue Lebensabschnitt mit sich bringen würde. Sorgen, Ängste und Unsicherheiten begleiteten mich, da ich bis dahin wenig Erfahrung mit solchen Veränderungen hatte. Rückblickend kann ich sagen, dass ich mir viele Sorgen gemacht habe, welche überhaupt nicht nötig waren.

Während diesen Herausforderungen hat mir das Schreiben in mein Tagebuch sehr geholfen. Ich konnte meine Gedanken festhalten und so die Situationen besser verstehen und verarbeiten.

Egal wie herausfordernd die Situation auch sein mag, man kann immer etwas aus ihr lernen. All die Herausforderungen, welche ich bereits bewältigen musste, haben mich geprägt und zu dieser Person gemacht, die ich heute bin. Ich werde auch in Zukunft jede Herausforderung als Chance sehen, um neue Dinge daraus zu lernen.

Liebe Grüsse
Mona


Jahreswechsel

Blog #19, 5.1.2025

Mona, 31.12.2024

Lieber Grosspapi

Ein neues Jahr beginnt. Zeit für neue Träume, neue Ziele, mehr Liebe, mehr Abenteuer und viele Neuanfänge. Solche Vorsätze oder Sprüche hören und lesen wir am Anfang des Jahres überall. Doch oftmals frage ich mich, wieso sich viele Menschen nur zu Beginn des Jahres Gedanken über ihre Wünsche und Erwartungen machen. Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir während des Jahres die vergangene Zeit reflektieren und uns neue Ziele setzen würden? Viele Menschen haben grosse Vorsätze, welche sie im kommenden Jahr umsetzen möchten. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass viele Ziele eine Entwicklung sind und man diese nicht von einem Tag auf den anderen erreichen kann. Deshalb sollten sich die Menschen meiner Meinung nach weniger grosse und unrealistische Vorsätze nehmen und diese im Laufe des Jahres immer erneuern und anpassen. Doch wie viele andere Menschen mache ich mir auch einige Gedanken am Ende des Jahres.

Wenige Tage vor Neujahr schreibe ich mir auf, wofür ich dankbar bin, was ich alles erreicht habe und beziehe dies auch auf meine Vorsätze für das vergangene Jahr.  Ich notiere mir ebenfalls einige Wünsche und Vorsätze, welche ich erreichen möchte. Wie ist das bei dir, lieber Grosspapi, machst du dir am Ende des Jahres auch einige Gedanken darüber? Und wenn ja, schreibst du dir deine Erwartungen und Ziele auch auf?

In erster Linie wünsche ich mir natürlich, dass wir alle gesund bleiben und zusammen viele schöne Stunden verbringen dürfen. Für mich ist die Zeit mit der Familie und Verwandtschaft sehr wertvoll und ich geniesse es immer sehr, wenn wir alle vereint sind. Auch schulisch habe ich Erwartungen. Ich wünsche mir, dass ich im nächsten Jahr viel Neues lerne und mein Wissen erweitern kann. Ebenfalls möchte ich die Freude und Motivation am Lernen beibehalten. Ein Vorsatz von mir ist, dass ich lerne, nicht immer so hohe Erwartungen an mich selbst zu haben und dass nicht alles perfekt sein muss.

Grosse Erwartungen habe ich auch an meinen Englischsprachaufenthalt, welchen ich im Sommer 2025 in Bournemouth absolvieren werde. Während dieser Zeit möchte ich mein Englisch verbessern und werde alles dafür tun, um die Zeit gut nutzen zu können und viel zu lernen. Doch neben dem Englischlernen hoffe ich auch, neue Menschen aus verschiedenen Kulturen zu treffen und sich mit ihnen austauschen zu können. Kurz zusammengefasst erhoffe ich mir, dass ich eine unvergessliche Zeit in England erlebe.

Generell wünsche ich mir, dass ich im neuen Jahr ganz viele wertvolle Erfahrungen machen darf. Hast du, lieber Grosspapi, auch Erwartungen, Vorsätze oder Ziele? Und haben sich diese im Laufe der Jahre geändert?

Und auch wenn wir uns alle ein unbeschwertes Jahr wünschen, wissen wir, dass es auch im kommenden Jahr nicht nur schöne Momente geben wird. Ich bin aber der Überzeugung, dass wir alle Hürden gemeinsam bewältigen können.

Über deinen Bericht bin ich sehr gespannt und ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit wunderschönen Momenten.

Liebe Grüsse
Mona

Josef, 3.1.2025

Liebe Mona


Ich habe deine Gedanken am Beginn des neuen Jahres mit Interesse gelesen. Gleich deine erste Überlegungen teile ich. Ich bin auch der Überzeugung, dass es viel wirksamer ist, sich im Alltag redlich zu bemühen als mit vielen guten Vorsätzen ins neue Jahr zu starten. Viel mehr als ein einzelner Vorsatz lässt sich erfahrungsgemäss sowieso nicht umsetzen. Wie du bin ich der Meinung, dass es ratsamer ist, sich Ziele zu setzen.  Bei Zielen muss man sich nämlich überlegen, wie sie zu erreichen sind, welche Schritte dazu notwendig sind. Dies lässt eine laufende Überprüfung zu, ob man auf dem richtigen Weg und wie weit man vom Ziel noch entfernt ist.



Am Jahreswechsel schaue ich als erstes auf das zu Ende gehende Jahr zurück. Ich schreibe nichts auf, aber blättere meine Agenda nochmals durch. Weil ich altmodisch bin, sind meine Einträge halt nicht im PC, sondern noch handschriftlich in einem Büchlein festgehalten. Ich lasse das Notierte und weitere Ereignisse vor meinem geistigen Auge nochmals vorbeigehen. Höhepunkte waren für mich auch in diesem Jahr die Familientreffen, Ferientage und -wochen mit Christina, Wanderungen mit den Jahrgängern sowie einige meiner Einsätze für die Zeitung. Wie bis jetzt immer hatte ich auch diesmal allen Grund, dankbar zu sein. Vor allem für meine Gesundheit und die Liebe meiner Partnerin, meiner Kinder und Grosskinder und vieler Menschen in meinem Umfeld. Wenn man sich in meinem Alter noch immer akzeptiert und getragen weiss, ist das ganz einfach: Glück!

Mit zunehmendem Alter bekommt der Wunsch nach Gesundheit steigende Bedeutung. Mit der Abnahme der Kräfte lässt sich vieles nur noch realisieren, wenn man gesund ist. Ich habe am Jahresbeginn keine materiellen Wünsche, denn diesbezüglich fehlt mir nichts. Die Gesundheit kann aber leider weder ein Vorsatz, noch ein Ziel sein. Mit einem vernünftigen Lebensstil können wir uns zwar darum bemühen. Doch das Schicksalshafte ist unserem Zugriff entzogen. Und das ist wohl trotzdem gut so.

Meine weiteren Wünsche am Jahresanfang betreffen nicht in erster Linie mich. Ich hoffe, dass es allen Familienmitgliedern gut geht, dass sie gesund, erfolgreich, mitfühlend und glücklich bleiben und untereinander weiterhin ein gutes Verhältnis haben. Den Enkeln, und besonders auch dir, liebe Mona, wünsche ich gute Fortschritte auf dem Weg zum Berufsziel, gefördert von verständnisvollen Lehrpersonen, unterstützt von interessierten Erwachsenen und kameradschaftlich begleitet von lieben Freunden und Freudinnen. Dir, liebe Mona, wünsche ich überdies, dass sich deine Erwartungen bezüglich des Aufenthaltes in England erfüllen werden.

Schliesslich noch zu deiner Frage, ob sich meine Wünsche, Vorsätze und Ziele im Lauf der Jahre geändert hätten. Sicher haben sie sich geändert. Mit der Pensionierung zum Beispiel sind alle berufliche Ziele weggefallen. Und wie ich schon angetönt habe, ist das gesundheitliche Wohlergehen immer mehr ins Zentrum gerückt. Was geblieben ist, ist der unerfüllte und schier unerfüllbare Wunsch nach mehr Verständnis unter den Menschen und unter den Völkern; der Wunsch nach Frieden in kleinen und grossen Gemeinschaften.

Möge der Friede wenigstens in deiner und unserer Familie und in unserem Umfeld erhalten bleiben.

Liebe Grüsse
Grossvater

Gleichberechtigung

Blog #18, 18.10.2024

Josef, 12.9.2024

Liebe Mona

Im Lauf der Geschichte war Gleichberechtigung noch nie selbstverständlich. Benachteiligungen gab es und gibt es weltweit bis heute nicht nur wegen des Geschlechts, sondern auch bezüglich der Volkszugehörigkeit, der Rechte als Staatsbürger, der Religion, der Rasse oder auch des Alters.

Interessiert dich das Thema allgemein, oder hast du persönlich schon negative Erfahrungen gemacht? Hast du dich als Frau benachteiligt oder nicht korrekt behandelt gefühlt?
Ich bin als Mann bei diesem Thema sozusagen auf der privilegierten Seite. Dennoch sind mir Ungerechtigkeiten nicht gleichgültig. Eine erste Ungleichbehandlung von Mädchen und Knaben habe ich schon als Schüler erlebt.

In meiner Klasse in der Dorfschule von Grub SG waren wir zwölf Kinder, acht Knaben und vier Mädchen. Schon damals war es für die Berufswahl ein Vorteil, wenn man nach der Primarschule in die Sekundarschule wechseln konnte. Von den Buben schafften es sieben in die Sekundarschule, einer blieb in der Oberschule. Auch alle vier Mädchen besuchten die Oberschule, obwohl drei gute Schülerinnen waren. Aber damals dachten viele Eltern, dass Mädchen keine Sekundarschule und auch keine Berufslehre brauchten, weil sie sowieso in wenigen Jahren heiraten würden und sich dann um die Familie kümmern müssten. Drei meiner Mitschülerinnen arbeiteten nach dem Verlassen der Schule in einer ortsansässigen Näherei. Was vom Lohn übrig blieb, sparten sie für die Aussteuer, wie man zu sagen pflegte.  Dass sie nicht die gleichen Chancen hatten wie wir Knaben, empfand ich als ungerecht.

In meiner Jugendzeit wurde im Sprachgebrauch bedenkenlos die männliche Form verwendet und die Frauen waren mitgemeint. Diesbezüglich fand allmählich eine Sensibilisierung statt. Man sprach und schrieb nicht nur von Besuchern, sondern von Besucherinnen und Besuchern. Aus Lehrlingen wurden Lernende. Das finde ich gut. Bei meinen Zeitungsartikeln bemühe ich mich, korrekt zu formulieren. Ich gehe allerdings nicht so weit, dass ich von Mitgliederinnen und Mitgliedern schreibe, weil das schlicht falscher Sprachgebrauch ist. Das Wort Mitglied ist sächlich, heisst in der Mehrzahl die Mitglieder und meint männliche und weibliche Personen. Mir gefällt die Schreibweise mit Sternchen (Musiker*innen) oder Grossbuchstaben (SängerInnen) innerhalb der Wörter und die Aussprache mit einem Absatz nicht. Für gutes Deutsch sollte man meiner Meinung nach nicht zu bequem sein, die vollständige weibliche und männliche Form zu verwenden oder sie allenfalls durch Sammelbegriffe zu ersetzen (Lehrpersonen, Singende).

Ich weiss natürlich, dass nonbinäre Personen weitere Differenzierungen fordern. Diesen Menschen müssen wir, wie allen Individuen, mit Respekt begegnen. Eine vollständige Umkehr der Verhältnisse, dass sich die Mehrheit einer sehr kleinen Minderheit unterordnet, ist meiner Meinung nach aber nicht sinnvoll.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du das anders siehst und bin gespannt, deine Meinung zu erfahren.

Abschliessend möchte ich noch zwei Beispiele aus der Schule anführen, welche zeigen, dass mit sprachlicher Veränderung allein keine Gleichberechtigung zu erreichen ist. Früher wurden Schüler mit einer Beeinträchtigung in der Hilfsschule unterrichtet. Dann machte man daraus die Sonderschule. Heute spricht man von Kleinklassen. Ähnlich passierte es mit den Schülern, welche die Sekundarschule nicht schafften. Aus der Oberschule wurde die Abschlussklasse und schliesslich die Realschule. Das ist Namenkosmetik. Mit der Änderung der Bezeichnungen ist wenig erreicht. Es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden. Nur wenn Respekt und Verständnis gegenüber den Menschen wachsen, kann wirklich Gleichberechtigung erreicht werden.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mona, 4.10.2024

Lieber Grosspapi

Vielen lieben Dank für deinen interessanten Brief. Vor einigen Monaten stiess ich auf einen Podcast über das Thema Gleichberechtigung. Nach dem Hören dieses Podcasts habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht und bin schliesslich auf die Idee gekommen, einen Blog über dieses Thema zu schreiben. Ich wollte wissen, wie sich das Thema Gleichberechtigung im Laufe der Zeit verändert hat, wie du das selbst wahrgenommen hast und was deine Meinung zu diesem Thema ist.

Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich mich als Frau vernachlässigt gefühlt habe. Dafür bin ich auch dankbar, denn mir ist bewusst, dass, obwohl die Menschheit bereits grosse Fortschritte gemacht hat, die Gleichberechtigung noch längst nicht in allen Ländern so fortgeschritten ist wie in der Schweiz.

Für mich ist es unvorstellbar, dass Mädchen keine Berufsschule absolvieren durften. Ich finde es gut und berechtigt, dass in der heutigen Zeit in der Schweiz jeder das Recht hat, einen Beruf zu lernen und auszuüben. Es gibt immer noch Berufe, in denen die Mehrheit der Mitarbeitenden weiblich oder männlich ist, aber grundsätzlich hat jede Person die Möglichkeit, jeden Beruf auszuüben.

Wenn ich deinen Bericht lese, wird mir erneut bewusst, was sich im Laufe der Zeit im Bereich der Gleichberechtigung verändert hat. Die Schweiz hat schon viel erreicht. Doch obwohl unser Land im Vergleich zu anderen Ländern sehr fortgeschritten ist, gibt es immer noch Ungleichheiten zwischen Mann und Frau.

Eine meiner Meinung nach grosse Ungleichheit besteht beim Lohn und in der Erziehung der Kinder. Ich bin der Meinung, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft noch sehr klischeehaft und „altmodisch“ denken: Die Frau bleibt zu Hause, und der Mann geht arbeiten. Ich bin überzeugt, dass sich viele Frauen und Familien wünschen, die Arbeit im Haushalt sowie die Betreuung der Kinder aufzuteilen. Dies funktioniert jedoch oft nicht, da die Familien dazu finanziell nicht in der Lage sind, weil auch heute viele Männer noch deutlich mehr Lohn erhalten als Frauen. Daher bin ich der Meinung, dass zwei Schritte unternommen werden müssen, um diese Ungleichheiten ausgleichen zu können. Wenn es der Menschheit gelingt, dass Personen, egal ob Mann oder Frau, welche die gleiche Leistung erbringen, gleich gut bezahlt werden, kann auch die Ungleichheit, dass Frauen zu Hause bleiben müssen, angegangen werden. Denn ich bin der Meinung, dass sowohl Männer als auch Frauen das gleiche Recht auf Karriere und Arbeit haben sollten, auch wenn sich eine Frau entscheidet, eine Familie zu gründen.

Beim Thema Sprachgebrauch kann ich mich dir nur anschliessen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es gut ist, die Formen anzupassen, es kann jedoch auch schwierig werden, wenn man sich jeder Form anpassen soll.

Du hast auch das Thema non-binäre Personen angesprochen. Es ist für mich und ich denke auch für sehr viele andere Menschen sehr schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen. In der Oberstufe hatten wir auch eine Person in der Klasse, die sich weder als Frau noch als Mann identifizieren konnte. Dies machte mich etwas nachdenklich und ich finde es tragisch, dass so junge Menschen Probleme mit ihrer Sexualität haben und nicht wissen, wo sie hingehören. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, nicht zu wissen, welchem Geschlecht man angehört, da man sich nirgendwo dazugehörig fühlt. Und ich glaube, genau das macht das Thema non-binäre Personen so schwierig. Wer nicht schon einmal in einer solchen Situation war, kann sich nur schwer in diese Lage hineinfühlen. Daher bin ich auch der Meinung, dass man solche Menschen mit Respekt behandeln sollte.
Ich fand den Austausch mit dir, lieber Grosspapi, sehr spannend und ich bin sehr gespannt, wie sich das Thema Gleichberechtigung in der Zukunft entwickeln wird.

Mona

Was bedeutet mir mein Geburtstag?

Blog #17, 8.8.2024

Mona, 7.8.2024

Lieber Grosspapi

Als ich noch ein Kind war, bedeutete für mich mein Geburtstag vor allem, dass es viele grossartige Geschenke und köstlichen Kuchen gab. Am Nachmittag lud ich meine Freunde ein. Nachdem wir gemeinsam etwas gebastelt hatten, spielten wir verschiedene Spiele. Mein Lieblingsspiel war eines, bei dem jedes Kind eine mit Wasser gefüllte Flasche einige Meter vor sich hinstellte. Nacheinander warf jedes Kind einen Ball nach vorne. Wenn eine Flasche getroffen wurde, musste das Kind, dem die Flasche gehörte, schnell nach vorne springen, um so wenig Wasser wie möglich aus der Flasche zu verlieren. Die Person, welche am Ende noch am meisten Wasser in ihrer Flasche hatte, gewann das Spiel.

Nicht nur zuhause, sondern auch in der Schule feierten wir unseren Geburtstag ausgiebig. Das Geburtstagskind erhielt ein Blatt, auf dem viele Puzzleteile gezeichnet waren. Jeder Schüler bekam ein Puzzleteil, auf dem er einen Wunsch für das Geburtstagskind aufschrieb. Anschliessend wurden die Puzzleteile zu einem vollständigen Puzzle zusammengesetzt. So entstand eine bunte Schreibmatte, welche mich immer wieder an die Zeit daran erinnerte.
Erinnerst du dich noch daran, wie es für dich früher war, lieber Grosspapi? Hast du dich ebenfalls immer besonders über die Geschenke von Familie und Freunden gefreut? Wurde dein Geburtstag auch so ausgiebig gefeiert?

In der Oberstufe nahm das Feiern des Geburtstags ab. Unsere Lehrpersonen entschieden, dass jeden Freitag eine Schülerin oder ein Schüler einen Kuchen mitbringen musste. Dadurch gab es an den Geburtstagen der Schüler keinen Kuchen mehr. Die Lehrkräfte entscheiden dies, um zu verhindern, dass in einem Monat viele und im nächsten kaum Kuchen mitgebracht wurde. So feierten wir unseren Geburtstag nicht mehr in der Schule, sondern nur noch zu Hause.
Heute stehen für mich nicht mehr die Geschenke und der Kuchen im Mittelpunkt, sondern die Zeit, die ich mit Familie und Freunden verbringe. Natürlich freue ich mich auch heute noch über Geschenke, doch meinen Geburtstag mit meinen Liebsten zu feiern, bedeutet mir viel mehr. Am Samstag oder Sonntag laden wir jeweils unsere Verwandtschaft ein. Am Nachmittag essen wir alle zusammen Kuchen, packen die Geschenke aus und verbringen Zeit zusammen. Zum Abschluss gibt es für alle Meterbrot mit verschiedenen Füllungen.

Wie hast du das, lieber Grosspapi, im Laufe der Jahre wahrgenommen? Hat sich deiner Meinung nach die Bedeutung deines Geburtstags ebenfalls verändert? Und wie verbringst du heute deinen Geburtstag? Hast du, als du noch nicht pensioniert warst, an deinem Geburtstag freigenommen oder wie an einem normalen Tag gearbeitet?

Auch meine Wünsche bezüglich Geschenke haben sich im Laufe der Zeit verändert. Früher wünschte ich mir vor allem materielle Geschenke, die ich oft zusammen mit der Person, die mir es schenkte, aussuchte. Heute wünsche ich mir häufig Geld, denn damit kann ich meine grösseren Wünsche erfüllen, welche ich mir dann mit dem Geburtstagsgeld von mehreren Personen finanzieren kann. Über Gutscheine freue ich mich auch immer sehr. So kann ich mir das kaufen, was ich wirklich benötige und was mir gefällt.

Ich bin sehr gespannt, lieber Grosspapi, von dir zu erfahren, wie sich die Bedeutung deines Geburtstags sowie deine Wünsche im Laufe der Zeit verändert haben. Ebenso bin ich sehr gespannt, wie sich die Bedeutung meines Geburtstags noch entwickeln wird.

Liebe Grüsse
Mona

Josef, 8.8.2024

Liebe Mona

Ich habe mit Interesse gelesen, wie sich deine Geburtstagsfeiern im Laufe deiner Kindheit und Jugendzeit verändert haben. Dabei habe ich festgestellt, dass sich der Ablauf im Vergleich zu den Gepflogenheiten bei meinen Kindern – beispielsweise bei deiner Mutter – nicht wesentlich verändert hat. Ganz im Gegensatz zu meiner Jugendzeit.

Dannzumal war der Ablauf denkbar einfach und immer gleich. Eltern und Geschwister gratulierten mir. Als Geschenk gab es eine Tafel Schokolade. Von Götti und Gotte gab es nichts. Meine Paten waren Grossvater und Grossmutter. Die Grossmutter war gestorben, als ich zwei Jahre alt war. Der Grossvater wusste wahrscheinlich mein Geburtsdatum nicht mehr. Einen Kindergarten gab es im kleinen Bauerndorf Grub nicht. Weder in der Primar-, noch in der Sekundarschule und schon gar nicht in der Kantonsschule wurden Geburtstage vermerkt, geschweige denn gefeiert. Weil das normal und für alle gleich war, gab es auch keinen Grund, etwas zu vermissen.

Ein ganz klein wenig beneidete ich meine Geschwister, wenn sie zu ihren Geburtstagen von ihren Paten – Onkeln und Tanten – Geschenke erhielten. Aber das waren meist nur kleine und nützliche Geschenke, und am Nötigsten fehlte uns allen ja nichts.
Als ich erwachsen war, erlebte ich die Geburtstage als gewöhnliche Arbeitstage. In der Familie gratulierte man sich und es gab ein feines Essen. Hie und da gingen wir zum Essen in ein Restaurant.

Später bin ich von meinen Kindern mit sehr grosszügigen Geburtstagsgeschenken verwöhnt worden. So habe ich beispielsweise auf den 50. Geburtstag von der Familie eine wunderschöne Rado-Uhr bekommen, an der ich noch heute grosse Freude habe.

Seit ich pensioniert bin, wird mir an den Geburtstagen bewusst, was für ein Geschenk es ist, so viele Jahre bei guter Gesundheit erlebt zu haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist mir aber auch bewusst, dass ich die weitaus grösste Anzahl von Geburtstagen hinter mir habe. Im Blick voraus möchte ich die mir noch verbleibende Zeit bewusst erleben und alles Schöne dankbar geniessen. Deshalb freue ich mich, dass seit einigen Jahren die ganze Familie meiner Einladung zu einer gemeinsamen Geburtstagsfeier folgt. Ganz schön ist es, dass auch du jeweils dabei bist.

Liebe Grüsse und auf einen weiteren Gedankenaustausch zu einem neuen Thema

Grossvater

Meine erste Reise nach Paris

Blog #16, 6.5.2024

Josef, 20.3.2024

Liebe Mona

Zwischen meinem und deinem ersten Kontakt mit der französischen Hauptstadt liegt fast ein halbes Jahrhundert. In dieser Zeit hat sich das Gesicht von Paris stark verändert. Ausserdem haben dein und mein erster Besuch einen ganz unterschiedlichen Grund. Ich bin sehr gespannt, von deinen Eindrücken zu lesen.

Im Jahr 1966 bin ich als Sekundarlehrer sprachlich-historischer Richtung patentiert worden. Im Patentzeugnis fehlte aber noch die Note im Fach Französisch. Voraussetzung für die Lehrbefähigung war zusätzlich zur bestandenen Prüfung ein halbjähriger Sprachaufenthalt im französischsprachigen Raum. Für den habe ich mich in einer Sprachschule in Paris eingeschrieben.

Also packte ich bald nach der Patentprüfung meine Siebensachen und machte mich mit gemischten Gefühlen auf die Reise nach Paris. Ich verabschiedete mich am Morgen von meinen Eltern und von meiner Freundin Trudi, die im appenzellischen Grub als Arbeitslehrerin tätig war. Mit dem Postauto gings nach St. Gallen und mit der SBB nach Basel. Dort stieg ich in die französische Staatsbahn um und kam am Abend im Gare de l’Est in Paris an. Die erste negative Überraschung: Der Zug von Basel nach Paris war von einer Diesellokomotive gezogen worden. Durch den Russ, der auch durch geschlossene Fenster drang, war mein beiger Regenmantel ziemlich schwarz geworden.

Auf dem Bahnhof versuchte ich, mit der Metro klarzukommen. Ich erreichte meine Unterkunft, ein Zimmer in einem stillgelegten Hotel an der Rue de Rome. In den übrigen Zimmern waren Studenten der Sprachschule aus vielen Ländern der Welt untergebracht. Der Service des «Hotels» beschränkte sich auf das Frühstück. Dieses setzte sich immer aus einer Tasse Kaffee und einem grossen, buttertriefenden croissant zusammen. Am Mittag ging ich meist in ein Selbstbedienungsrestaurant in der Nähe der Schule. Das Abendessen bestand aus einem Stück baguette, etwas Schinken, Salami oder Mortadella und einem Apfel, auf dem Markt gekauft und im Zimmer gegessen.

Das Essen war mir weit weniger wichtig als das Erkunden der Stadt und das Lernen der Sprache. Die Lektionen fanden werktags jeweils von 9 bis 13 Uhr statt. Besonders schätzte ich Informationen über Paris, seine Geschichte und Besonderheiten sowie die Lektionen über französische Geschichte und Literatur. Am Schluss gab es eine Prüfung, wobei es in erster Linie um die Beherrschung der Sprache und ihrer Grammatik ging.

In der Freizeit wollte ich möglichst viel von Paris – besonders von der cité – und der näheren Umgebung kennen lernen. Dazu leistete mir die genial organisierte Metro gute Dienste. Ich spulte aber auch unzählige Kilometer zu Fuss ab. Stundenlang marschierte ich der Seine mit den bouquinistes entlang und war viele Male auf dem Montmartre und dem gegenüberliegenden Montparnasse. Auf der Place du Tertre schaute ich den Porträtmalern zu. Ich besuchte Monumente wie die Norte Dame, die Sacré Coeur, den Louvre, den Arc de Triomphe, das Pantheon, die Hallen und den Eiffelturm. Gewissen Sehenswürdigkeiten statteten wir auch mit der Schule einen Besuch ab, so den Katakomben, der Kathedrale von Chartres und natürlich dem Schloss Versailles. Mit der Schule nahmen wir auch an Theater- und Konzertaufführungen teil.

Diese und andere Eindrücke und Erlebnisse sind mein Erinnerungsschatz. Nun freue ich mich von dir, liebe Mona, zu erfahren, was du gesehen hast und was dich am meisten beeindruckt hat.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mona, 3.5.2024

Lieber Grosspapi

Eiffelturm, Louvre, Croissants und Macarons – all das erinnert mich an Paris. In den Osterferien durfte ich mit meiner Tante und meinem Onkel das erste Mal die wunderschöne Stadt Paris erkunden.

Am Freitag, dem 29. März, fuhren wir mit dem TGV von Zürich nach Paris, Gare de Lyon. Ursprünglich war geplant, dass wir mit dem Flugzeug reisen. Leider wurde der Flug am Tag vor der Abreise gestrichen. Zum Glück gab es noch freie Plätze im TGV, welche wir buchen konnten. Die Fahrt mit dem Schnellzug war sehr abwechslungsreich und wir erreichten unser Ziel schon nach wenigen Stunden. Als wir in Paris ankamen, erkundeten wir einen Teil der Stadt. Die im Pariser-Stil gebauten Hochhäuser beeindruckten mich sehr. Mir wurde erstmals bewusst, wie gross diese Stadt ist.

Am Abend besichtigten wir das Wahrzeichen von Paris, den Eiffelturm. Als du diesen das erste Mal besucht hast, waren bestimmt noch nicht so viele Touristen dort. Heute ist der Turm sehr bekannt und beliebt, sodass Menschen aus der ganzen Welt nach Paris reisen, um ihn zu besichtigen. Mit dem Aufzug fuhren wir bis zur 3. Etage, die sich auf einer Höhe von gut 276 Metern befindet. Natürlich genossen wir die wunderschöne Aussicht auf Paris bei Nacht auch auf der ersten und zweiten Etage. 

Am nächsten Tag frühstückten wir in einem Restaurant und probierten natürlich auch die bekannte Spezialität von Paris, das Croissant. Anschliessend besuchten wir die Märkte in Paris. Diese fand ich sehr eindrücklich, da sie sich von unseren Märkten in der Schweiz deutlich unterscheiden. Danach bewunderten wir die berühmte Kathedrale Notre Dame, welche im April 2019 abgebrannt ist und sich immer noch im Aufbau befindet. Aus diesem Grund konnten wir die Kirche nur von aussen betrachten.

Später besuchten wir die Katakomben, welche du, lieber Grosspapi, mit der Schule besucht hast. Anfangs fürchtete ich mich ein wenig. Der Gedanke daran, dass diese Knochen und Schädel alle von Menschen sind und danach sortiert und gestapelt wurden, machte mir ein wenig Angst. Doch die verschiedenen Knochen so nahe beobachten zu können, war sehr beeindruckend. Es war ein einmaliges und sehr interessantes Erlebnis.

Am Nachmittag stöberten wir durch das Kaufhaus „Galeries Lafayette“, dessen Architektur mir besonders gut gefallen hat. Am Abend spazierten wir die Champs-Elysées entlang und besichtigten den berühmten Triumphbogen am westlichen Ende.

Am nächsten Tag besuchten wir den Louvre, das bekannteste Museum Paris. Der Louvre ist das grösste Museum Europas. Möchte man alles besichtigen, so würde man mehrere Tage benötigen. Daher beschränkten wir uns auf einen kleinen Teil und erkundeten einige der rund 35‘000 Kunstwerke. Zuvor war mir nicht bewusst, wie gross das Museum ist. Nachdem wir einen Rundgang gemacht hatten, sahen wir uns das berühmte Gemälde „Mona-Lisa“ von Leonardo da Vinci an. Bevor ich das Gemälde sah, habe ich angenommen, dass es ein sehr grosses Bild sei. Doch mit meiner Vermutung lag ich falsch, denn das Gemälde misst nur 76 x 53cm.

Nach diesem abwechslungsreichen Tag genossen wir am Abend eine Aufführung im Moulin Rouge. Die Tänzer und Akrobaten, welche auftraten waren hervorragend. Die farbigen Kleidungen und der Gesang der Tänzer beeindruckten mich sehr. Es war ein fantastischer Abschluss unserer Reise in Paris, denn nachdem wir am nächsten Tag das berühmte Künstlerviertel Basilika Sacré-Coeur besucht hatten, flogen wir mit dem Flugzeug wieder zurück in die Schweiz nach Zürich.

Es waren wundervolle Tage in Paris und ich bin sehr beeindruckt, was diese Stadt alles zu bieten hat. Besonders gut gefallen hat mir der Besuch in der Katakombe und die Aufführung im Moulin Rouge. Auch die Metro faszinierte mich aufs Neue, wie schon in London. Die Möglichkeit, sich so schnell unter der Erde von A nach B zu bewegen, finde ich sensationell.

«Jede Reise hat ein Ende, aber die Erinnerungen daran sind unvergänglich.» Diesen Spruch finde ich sehr passend. Die Tage in der französischen Hauptstadt waren wunderschön und ich werde meine erste Reise nach Paris nie vergessen.

Liebe Grüsse
Mona

Bucket List

Blog #15, 14.2.2024

Mona, 5.2.2024


Lieber Grosspapi

Bucket List. Ein Thema, über das ich mir zuvor kaum Gedanken gemacht habe. Als wir beschlossen, den nächsten Blog über dieses Thema zu schreiben, wurde mir bewusst, dass ich mir zuerst überlegen muss, was meine Ziele und Träume sind.

Wie war das bei dir? Hast du dir zuvor schon viele Gedanken darüber gemacht? Falls ja, hast du dir diese Wünsche und Ziele irgendwo notiert?

Reisen - ein Wunsch, der auf meiner Bucket List ganz oben steht. Ich möchte unseren Planeten entdecken, andere Länder bereisen, neue Kulturen kennenlernen und verschiedene Sprachen erlernen. Es fasziniert mich, selbst zu erleben, wie Menschen in anderen Ländern leben. Diese Erfahrungen möchte ich sehr gerne machen und ich bin mir sicher, dass das Reisen ein grosser Teil meines Lebens sein wird.

Wie sieht es bei dir aus? Möchtest du in Zukunft noch bestimmte Länder bereisen? Von all den Ländern, die du bereits besucht hast, welche haben dir besonders gut gefallen, und warum?

Wenn ich an meine zukünftige Bildung denke, kommen mir auch einige Ziele in den Sinn. Mein erstes Ziel ist es, die Matura abzuschliessen. Danach möchte ich studieren. Ein grosser Wunsch von mir ist es jedoch, später einen Beruf auszuüben, bei dem ich viel Kontakt zu Menschen habe. Das ist für mich von grosser Bedeutung.

Ein weiterer Traum von mir ist es, später in einer Grossstadt oder an einem See zu wohnen. Das Leben in einer Grossstadt stelle ich mir abwechslungsreich und spannend vor. Gleichzeitig finde ich die Vorstellung, an einem See zu wohnen auch sehr ansprechend. Sportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Stand-Up-Paddling wären dort gut umsetzbar.

Das Schreiben - auch eine Leidenschaft von mir, die ich in Zukunft weiterverfolgen möchte. Seit Langem ist es ein Traum von mir, ein eigenes Buch zu schreiben. Es gibt sehr viele Aspekte, über die man sich Gedanken machen muss, um ein Buch verfassen zu können. Daher ist die Verwirklichung dieses Traums noch in weiter Ferne.

Dein Leben lang hast du schon viel und gerne geschrieben. Hat sich bei dir nie der Wunsch entwickelt, ein eigenes Buch zu schreiben?

«It’s never too late to start living your Bucket List” - mit diesem Zitat möchte ich diesen Brief, an dich, lieber Grosspapi, beenden. Denn genau dieser Meinung bin ich auch. Man ist nie zu alt, um eigene Wünsche zu erfüllen.

Ich bin gespannt darauf, welche Wünsche und Träume du hast und freue mich sehr, deinen Brief zu lesen.

Liebe Grüsse
Mona

Josef, 8.2.2024

Liebe Mona

Als erstes muss ich dir gestehen, dass ich mir zum Thema ‘Bucket List’ noch nie den Kopf zerbrochen habe. Zwar war und bin ich weder frei von Wünschen, noch lebe ich ziellos dahin. Ich habe mir aber jeweils nicht das ganze Leben, sondern nur die nächste einigermassen planbare Zeit ins Auge gefasst. Und um auf deine Frage zu antworten: aufgeschrieben habe ich meine Überlegungen höchstens mal in der Schule, wenn in einem Aufsatz nach der eigenen Zukunft gefragt worden ist.

Jetzt stelle ich fest, dass du in unserem Gedankenaustausch zum ersten Mal sozusagen am längeren Hebel bist. Bis jetzt konnte immer ich auf eine viel längere Erfahrungszeit als du zurückgreifen. Jetzt aber liegt ein langes Leben vor dir, mir bleibt nur noch die letzte Lebensphase.

Meine erste Bemerkung zum Thema ist wohl meinem Alter zuzuschreiben. Und meinem ehemaligen Beruf als Deutschlehrer. Ich finde es schade, dass so viele Anglizismen in unserer Sprache Einzug gehalten haben. Besonders dort, wo es deutsche Begriffe gäbe. Statt von Bucket List könnte man durchaus von Lebensplanung sprechen.

Du siehst, damit bin ich dem Thema elegant ausgewichen. Ich habe tatsächlich nicht mehr allzu hochfliegende Pläne. Das liegt daran, dass ich in meinem langen Leben unglaublich viel Schönes erlebt habe. Ich pflichte Reinhard Mey bei, der im Lied ‘Mein Testament’ singt: «Ich hab, wenn meine letzte Stunde kommt, viel mehr als nur jenen Teil vom Glück gehabt, der mir zukommt».

Natürlich habe ich dennoch Wünsche und Träume. Und in meinem Alter ist der vordringlichste Wunsch jener nach Gesundheit. Denn davon hängt es massgeblich  ab, was sich von den Plänen noch verwirklichen lässt.

Ich würde ganz gerne noch einige Reisen machen. Vor allem gibt es in Europa  einiges, was ich noch nicht gesehen habe. So planen wir im Herbst eine zehntägige Reise nach Rom. In bester Erinnerung sind mir Reisen durch Australien und Brasilien – eine Wiederholung ist aber eher unwahrscheinlich. Entgegen kommt mir, dass es mir in der Schweiz und deren näherer Umgebung aussergewöhnlich gut gefällt. Ich bin sehr gerne mit Christina auf Tages- und Wochenwanderungen unterwegs. Auch Fahrten mit dem E-Bike abseits der Autostrassen schätze ich sehr.

Weil ich immer noch sehr gerne schreibe, freut es mich, dass ich noch regelmässig Aufträge von der Zeitung zur Berichterstattung über lokale Anlässe bekomme. Diesbezüglich bin ich aber gezwungenermassen ein Auslaufmodell. Ganz gerne möchte ich mich mit dir noch über einige Themen im Blog austauschen.

Ein Buch zu schreiben ist reizvoll. Für mich kommt es aber nicht in Frage. Mir fehlt ein Thema, zu dem ich Grundlegendes zu sagen hätte, oder eine Geschichte, welche die Leute hinter dem Ofen hervorlocken würde.

Fixpunkte in meinem Leben, auf die ich mich immer freue, sind die familiären Treffen zu Geburts- und anderen Feiertagen. Dazu gehört auch dein Geburtstag, liebe Mona, zu dem wir immer eingeladen werden. Zudem verfolge ich auch deinen Werdegang mit Interesse. Auf der Bucket List eines Grossvaters hat halt auch der Alltag einen grossen Stellenwert.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mein erstes Handy

Blog #14, 10.9.2023

Josef, 15.5.2023

Liebe Mona

Wenn ich über das Handy, ein technisches Gerät, schreibe, dann muss ich zuerst zwei Feststellungen machen. Von der Technik an sich verstehe ich recht wenig. Und obwohl ich die ganze Entwicklung des Handys miterlebt habe, bin ich mit der Handhabung sicher weniger versiert als du. Ich brauche es vielleicht mehr als du, benutze aber vermutlich weniger Funktionen, weil ich sie nicht kenne oder verstehe.

Meine ersten Fragen an dich: Wann, in welchem Alter, hast du ein Handy bekommen? War es für dich schwierig, dass einige deiner Gspänli schon früher eines hatten? Warum wolltest du auch eines? Wofür hast du es am Anfang vor allem gebraucht?

Für dich ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass es Handys gibt, dass man eines hat und dass man damit einen leistungsfähigen Kleincomputer in der Tasche hat. Als du auf die Welt kamst, war das noch nicht so. Und als ich ein Knabe war, hatten wir noch nicht einmal ein Telefon.

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, also vor rund 40 Jahren, kam dann das Natel auf. Das Wort Natel wird noch heute oft anstelle des Begriffs Handy gebraucht. Es ist eine Abkürzung für «Nationales Autotelefon» und bezeichnete zuerst die gesamte Funknetztechnologie inklusive der Gerätschaften. Ich war damals beim Radio. Der Studioleiter hatte als erster ein Natel. Es war eine viereckige sperrige Kiste, welche er im Kofferraum des Autos platzierte. Er fuhr damit in der näheren Umgebung der Stadt St. Gallen herum und versuchte ins Studio zu telefonieren. So sollte man nicht mehr eine Telefonkabine suchen müssen, wenn man vor der Sendung eine wichtige Nachricht übermitteln wollte. Oft gab es aber keine Verbindung oder die Qualität des gesprochenen Textes war nicht sendefähig. Der Apparat war zudem sehr teuer. Er kostete über 4'000 Franken. Im Laufe einer recht kurzen Zeit aber wurden die Geräte kleiner, leistungsfähiger und billiger.

Das erste Natel habe ich mir vor gut 20 Jahren gekauft. Das war ein klobiges «Nokia». Mit dem Gerät konnte man telefonieren und sms senden und empfangen. Es war noch nicht mit dem Internet verbunden.

Jetzt habe ich ein iPhone 11. Ich brauche es zum Telefonieren, weil wir kein Haustelefon mehr haben. Viel häufiger dient es mir dazu, meine E-Mails und WhatsApps unabhängig vom PC zu checken und oft auch zu beantworten. Solange ich noch für die Zeitung arbeite, ist das sehr wertvoll. Ich bin so überall, auch in den Ferien, mit der Redaktion verbunden. Dass ich mir wahrscheinlich demnächst ein neues Iphone kaufen werden, liegt an der Kameraleistung. Seit Christina ein neues Handy hat, stelle ich fest, dass man mit ihrem die besseren Bilder machen kann. Meine Handyfotos genügen manchmal den Ansprüchen an Zeitungsbildern nicht.

Zusätzlich brauche ich das Handy auch als «Nachschlagewerk» über Google, Wikipedia und andere Suchmaschinen. Oft lese ich die Zeitung digital auf dem Handy. Bei Bedarf dient es mir als Uhr oder weckt mich am Morgen. Einzahlungen mache ich mit E-banking oder Twint. Vor Wanderungen konsultiere ich den Wetterbericht. Auf Wanderungen orientiere ich mich auf einer elektronischen Karte. Wenn ich als Berichterstatter unterwegs bin, nutze ich das Dictaphone, um Interviews oder Reden aufzunehmen. Schliesslich habe ich auch noch einen facebook-Account. Unglaublich: Das Handy ist mein wichtigstes Hilfsmittel!

Meine abschliessenden Fragen an dich: Wofür brauchst du dein Handy am meisten? Kommt es auch in der Schule und beim Lernen zum Einsatz? Hat das Handy nur Vorteile gebracht? Oder siehst du auch Gefahren? Könntest du dir das Leben ohne Handy noch vorstellen?

Ich bin gespannt zu erfahren, welche Rolle das Handy in deinem Leben spielt und grüsse dich herzlich.

Grossvater

Mona, 2.8.2023

Lieber Grosspapi

Ich danke dir für deinen interessanten Brief. Im Gegensatz zu dir war das Handy in meinem Leben schon früher von grosser Bedeutung. Im Alter von 12 Jahren, als ich in die erste Oberstufe eintrat, bekam ich mein erstes Smartphone. Dies erhielt ich von meiner Tante, da sie ein Natel besass, welches sie nicht mehr benutzte. Deshalb konnte ich ihr altes iPhone haben. Viele meiner Mitschüler*innen erhielten ihr erstes Handy auch in der ersten Oberstufe.

Der Hauptgrund, weshalb ich ein Handy wollte war, weil alle meine Freunde auch ein Natel bekamen. In der ersten Oberstufe besassen alle aus unserer Klasse ein Handy. Wenn man zu dieser Zeit kein Handy hat, bekommt man viele Infos nicht mehr mit, da hauptsächlich darüber kommuniziert wird.

Zu Beginn habe ich mein Handy hauptsächlich zum Chatten mit Freunden und für das Fotografieren verwendet. Jetzt benutze ich mein Smartphone auch für das Beantworten von E-Mails. Auch Microsoft Teams, welches wir in der Schule benötigen, habe ich auf meinem Handy. Dies ermöglicht mir jederzeit die Mitteilungen zu lesen. Wie du erwähnt hast, habe ich auch Twint und E-Banking auf meinem Natel. Ich habe diese Apps erst kürzlich heruntergeladen, nachdem ich ein YoungMember-Konto eröffnet habe. Auf meinem Handy habe ich zwei Social Media Apps, Snapchat und Instagram. Die meisten meiner Mitschüler*innen haben diese zwei Social-Media-Plattformen auf ihrem Smartphone.

Wie du in deinem Brief bereits erwähnt hast, waren es bei dir handymässig noch ganz andere Zeiten. Es ist für mich unvorstellbar, dass sich im Kofferraum eines Autos eine solche «Kiste» befand. Für mich ist es selbstverständlich, dass ein Handy klein, komfortabel und praktisch ist. In den letzten Jahren hat sich das Smartphone sehr schnell entwickelt und ich denke, dass es in Zukunft noch viele weitere Funktionen geben wird.

Dass die neuen Handys eine bessere Kamera haben, kann ich dir nur zustimmen. Dieses Jahr im Frühling habe ich mir auch ein neues Telefon gekauft. Die Unterschiede zwischen den Fotos des alten Smartphones (iPhone7) und des neuen Handys (iPhone14) lassen sich deutlich erkennen. Der Hauptgrund, warum ich mir ein neues Smartphone gekauft habe war, weil sich der Akku sehr schnell entleerte. Bisher war das kein Problem, da ich mein Handy hauptsächlich zu Hause benutzt habe und dort jederzeit die Stromversorgung gewährleistet war. Doch wenn ich nach den Sommerferien nach St. Gallen zur Schule gehe, muss ich mich darauf verlassen können, dass mein Akku mindestens einen Tag hält. Einerseits werde ich mein Handy in der Schule öfters brauchen und andererseits habe ich mein Zugticket auf meinem Smartphone. Mein vorheriges Handy war ebenfalls ein iPhone. Ich war sehr zufrieden damit. Aus diesem Grund entschied ich mich dazu, mir wieder ein iPhone zu kaufen. Für das Handy sparte ich eine ganze Weile, da es doch ziemlich teuer war. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, wenn man das Handy selbst bezahlen und dafür sparen muss. So hat man ein Ziel und bekommt das Gefühl wie teuer dieses ist.
 
Derzeit nutze ich mein Handy grösstenteils für Social Media und für das Chatten mit Kollegen. Aber ebenso häufig brauche ich mein Handy für das Recherchieren von Informationen.
In der Schule wurde das Smartphone kaum eingesetzt. Nur für das Filmen von Videos durften wir unser Smartphone benutzen. Wenn das Handy auf dem Schulareal für andere Zwecke verwendet wurde, musste man es einer Lehrperson abgeben. Da wir das Handy sowieso nicht benutzen durften, nahm ich mein Smartphone nicht in die Schule. Kam es zu einer Ausnahme, wurden wir im Vorhinein darüber informiert, dass wir unser Telefon in die Schule nehmen müssen. Diese Regel wurde eingeführt, da immer mehr Jugendliche während ihrer Pause an dem Smartphone sassen.

Nein, ich glaube nicht, dass das Handy nur Vorteile mit sich gebracht hat. Meiner Meinung nach gibt es sehr viele Gefahren, besonders auf den Social-Media-Plattformen.
Bei sozialen Medien, wie Instagram, ist es wichtig, sich bewusst zu sein, welche Bilder man postet. Denn jedes Bild, welches man aufschaltet, wird immer in den sozialen Medien bleiben. Man sollte nicht alles glauben, was auf den Social-Media-Plattformen gepostet wird, denn viele Videos und Bilder sind fake. Es gibt auch viele Fake-Accounts, deshalb ist es nicht immer gut, wenn man alle Anfragen auf Instagram oder auch Snapchat annimmt. Die Kehrseite des Handys ist bestimmt auch, dass man in eine Sucht geraten kann. Wir verbringen viel Zeit an unseren Smartphones und da könnte man, ohne sich bewusst zu sein, in eine Sucht gelangen.

Ein Leben ohne Handy könnte ich mir nicht vorstellen, denn ich benutze es jeden Tag.

Liebe Grüsse
Mona

Meine wichtigste Prüfung

Blog #13, 20.4.2023 

Mona, 17.4.2023

Lieber Grosspapi

Im Herbst habe ich mich entschieden, die Kantiprüfung zu machen und war der Meinung, dass diese Prüfung noch weit entfernt sei. Am Mittwoch-, Donnerstag- und Freitagmorgen übten wir jeweils in den verschiedenen Fächern für die Prüfung. Wir repetierten Aufgaben und bearbeiteten Dossiers in diesen Inputs. Diese Lektionen reichten nicht aus und wir mussten bis zum nächsten Input noch einige Hausaufgaben erledigen. Die meisten dieser Aufträge waren Kantiprüfungen aus den Vorjahren. Es war sehr streng, da ich auch zusätzlich für die Schule viele Aufgaben erledigen musste. Für das Fach Mathematik habe ich auch mit meinem Onkel über Zoom gelernt. Die Tipps, die er mir gegeben hat, waren sehr hilfreich.

Plötzlich kam der Tag, an dem die Prüfung stattfand. Ich war sehr nervös und hatte sehr grossen Respekt vor der Prüfung, da dies für mich eine aussergewöhnlich grosse Prüfung war. Wie war es für dich, lieber Grosspapi, warst du jeweils vor einer grossen Prüfung auch nervös?

In der Kanti angekommen, war ich sehr erstaunt über die Grösse dieses Gebäudes. Doch die Zimmer und Stockwerke waren sehr gut gekennzeichnet. So fand ich das Zimmer, in dem ich die Prüfung schrieb, sehr gut. In einem Zimmer absolvierten jeweils 22 Schülerinnen und Schüler die Aufnahmeprüfung. Als alle Jugendlichen auf ihren Plätzen sassen, ging es auch schon los. Wir absolvierten am Morgen zwei Deutschprüfungen. Die Sprachprüfung umfasste einen Lese-, Hör- und Grammatikteil. Bei dem Aufsatz konnte man zwischen drei Themen wählen, die kurz beschrieben waren. Ich habe mich für das Thema Reisen entschieden. Im ersten Teil schrieb ich über meine Reise nach London. Im zweiten Teil mussten wir die Gründe nennen, warum Menschen reisen.

 Nach diesen Prüfungen war Mittag. Nachdem ich ein leckeres Mittagessen im Restaurant Gschwend genossen hatte, ging es wieder weiter. Am Nachmittag absolvierten wir eine Mathematikprüfung. Nach dieser Prüfung war der erste Prüfungstag beendet. 

 Am nächsten Morgen besammelten sich alle Schülerinnen und Schüler wieder in den jeweiligen Zimmern. Zuerst schrieben wir eine Französischprüfung. Diese Prüfung bestand aus einem Hör-, Lese-, Schreib- und Grammatikteil. Anschliessend absolvierten wir die letzte Prüfung, den zweiten Teil der Mathematik. Nach dieser Prüfung durften wir nach Hause gehen. Das Gefühl der Unsicherheit war immer da. Welche Gefühle hattest du nach einer grossen und wichtigen Prüfung?

 Am Mittwochmorgen erfuhr ich dann, ob ich an diesem Morgen noch an der mündlichen Prüfung teilnehmen musste. Schülerinnen und Schüler, welche bei der schriftlichen Prüfung knappe Ergebnisse erzielt hatten, wurden an der mündlichen Prüfung in Deutsch und Französisch geprüft. Am Mittwochmorgen ab 6 Uhr konnte ich auf der Homepage der Kantonsschule nachsehen, ob meine Kandidatennummer auf dieser Liste stand. Ich war sehr nervös. Glücklicherweise war meine Kandidatennummer nicht auf dieser Liste und ich musste keine mündliche Prüfung absolvieren. Trotz der Erleichterung konnte ich mich noch nicht richtig freuen, da ich noch nicht wusste, ob ich die Prüfung bestanden habe. Am Samstagmorgen erhielt ich einen Brief, in dem stand, dass ich die Aufnahmeprüfung an die Kantonsschule in St. Gallen bestanden habe. Meine Freude war riesig und ich war sehr erleichtert. 

Ich finde es sehr schön, dass ich diese Prüfung bestanden habe und bin sehr gespannt, was die Kantonsschule alles mit sich bringt.

Ich freue mich zu lesen, wie es dir an deiner wichtigsten Prüfung ergangen ist.

Liebe Grüsse
Mona


Sepp, 20.4.2023

Liebe Mona

Zuerst möchte ich dir natürlich zur bestandenen Aufnahmeprüfung in die Kantonsschule herzlich gratulieren und dir in der Mittelschule schon heute viel Glück und guten Erfolg wünschen.

Hast du das schöne Bild von der Kantonsschule am Burggraben selber geknipst? Es trifft sich nämlich seltsam: Neben vielen Tests habe ich meine für die Berufsausbildung wichtigsten Prüfungen im selben Haus gemacht wie du deine Aufnahmeprüfung: die Maturitätsprüfung und die Prüfungen zur Erlangung des Sekundarlehrerpatents. (Die Sekundarlehrerausbildung erfolgte damals im Ostflügel der Kantonsschule.)

Aber der Reihe nach. An die Aufnahmeprüfung in die Kanti erinnere ich mich nicht mehr so genau. Aus der Sekundarschule Rorschach traten wir gut vorbereitet erst nach der 3. Klasse in die technische Abteilung über. Die Oberrealschule bereitete vor allem für ein Ingenieurstudium an der ETH vor. Aber auch die angehenden Sekundarlehrer mathematisch-naturwissenschaftlicher Richtung besuchten sie. 

So kam ich in der Kanti St. Gallen in eine reine Bubenklasse. Fast alle hatten zum Ziel, entweder Bau-, Elektro-, Maschinen-, Forst- oder Agraringenieur zu werden. Demzufolge lagen ihre Interessen und Begabungen vor allem auf den Fächern Mathematik, Botanik, Physik und Chemie. Die sprachlichen Fächer waren ihnen eher lästig. Auch die Schule setzte die Schwerpunkte dementsprechend. Im Französischunterricht beispielsweise hatten wir einen Lehrer, bei dem wir praktisch nichts lernten.

Die Stunde der Wahrheit kam ein erstes Mal bei der Maturitätsprüfung. Ich hatte passable Vornoten, so dass ich keine Angst haben musste, die Prüfung nicht zu bestehen. Vor allem in den sprachlichen Fächern waren meine Leistungen gut. Aber die Anforderungen beim Typus C waren weniger hoch als bei den gymnasialen Typen A und B. Was mich benachteiligte, weil ich mich entschieden hatte, die Ausbildung zum Sekundarlehrer sprachlich-historischer Richtung anzustreben. Mathematik hatte ich zwar leidlich gerne. Aber in Physik und Chemie stand ich hie und da vor unlösbaren Aufgaben.

Umso mehr freute ich mich, dass ich mich nach der bestandenen Maturitätsprüfung mit solchen Problemen nicht mehr herumschlagen musste. In der Sekundarlehramtsschule kam ich mit neun jungen Frauen und sieben Burschen zusammen, welche alle das Gymnasium besucht und die Maturitätsprüfung Typus B mit Latein abgelegt hatten. Abgesehen davon, dass mir Lateinkenntnisse fehlten, waren sie im Gymnasium in den sprachlichen Fächern besser gefördert worden als ich an der Oberrealschule. Weil ich mich aber jetzt mit einer Materie befassen konnte, die mir zusagte, machte ich halt die eine und andere Zusatzanstrengung, um auf das verlangte Niveau zu kommen.

Ich würde aber lügen, wenn ich behauptete, vor der Patentprüfung nicht nervös gewesen zu sein. Im Fach Französisch hatte ich den verlangten Sprachaufenthalt noch vor mir, die meisten hatten ihn bereits absolviert. So fehlte mir die Übung im Sprechen. Auch vor der Probelektion an der Übungsschule hatte ich grossen Respekt. Schliesslich aber fand mein schulischer Zickzackweg einen guten Abschluss.

Statt nur von einer wichtigsten Prüfung zu schreiben habe ich nun auch den Weg erwähnt, der zu meinen berufsentscheidenden zwei Prüfungen geführt hat. Dir, liebe Mona, wünsche ich, dass du dein Ziel möglichst gradlinig erreichen kannst.

Liebe Grüsse
Grossvater

Meine erste Flugreise

Blog #12, 7.10.2022

Sepp, 6.10.2022

Liebe Mona

Du hast vor einiger Zeit mit Yvonne und Yara zusammen einen Wochenendausflug nach London gemacht und damit auch deinen ersten Flug erlebt. Auch mein erster Flug war mit einem Städtetrip nach London verbunden. Ich beschreibe, wie ich das vor vielen Jahren erlebt habe. Und natürlich interessieren mich deine Gefühle, Erfahrungen und Erlebnisse auf dieser Reise sehr.
In meiner Jugend waren weder Fliegen noch Ferien im Ausland ein Thema. Meine ersten Reisen über die Schweizer Grenze waren die Maturareise in die Toskana und der Sprachaufenthalt nach der Sekundarlehrerausbildung in Paris. Als Sekundarlehrer habe ich zwar auch das Patent für das Erteilen von Englischunterricht erworben, ein Aufenthalt in einem englischsprachigen Land war damals nicht erforderlich. Ich wollte aber wenigstens die Hauptstadt von Grossbritannien einmal mit eigenen Augen sehen. Darum haben Trudi und ich einen Wochenendflug nach London gebucht.
Die Anreise zum Flughafen war damals komplizierter als heute. Es gab den Bahnhof beim Flughafen noch nicht. Wir fuhren mit der Bahn nach Zürich-Hauptbahnhof und von dort mit einem Bus zum Flughafen. Der Flughafen war noch viel kleiner als der heutige. Bei der Gepäckaufgabe und beim Einchecken stand noch wenig Elektronik im Einsatz. Erstaunt war ich, dass beim Betreten des Flugzeugs verschiedene Zeitungen als Lektüre angeboten wurden. Während des Flugs wurde sogar eine kleine Mahlzeit serviert. Weil ich zum ersten Mal flog, war für mich der Blick auf Städte, Dörfer und Landschaft aus der Vogelperspektive sehr beeindruckend.
In London haben wir uns ganz gut zurecht gefunden. In Paris hatte ich die Metro als komfortables Verkehrsmittel kennen gelernt. Darum haben wir auch in London die vorgesehenen Orte und Monumente mit der Untergrundbahn oder dem Bus aufgesucht. Die meisten – zum Beispiel Westminster, Buckingham Palace oder Tower – habe ich in der Zwischenzeit in den Medien unzählige Male wieder gesehen. Ich weiss nicht, ob ich sie sonst noch so klar in Erinnerung hätte. Sehr beeindruckt haben mich damals übrigens auch die Nachbildungen von historischen Persönlichkeiten im Wachsfigurenkabinett. Um der englischen Literatur Genüge zu tun, haben wir einen Ausflug nach Stratford-upon-Avon, dem Geburtsort des berühmtesten englischen Dichters William Shakespeare, gemacht.
Deine Eindrücke sind noch frisch, liebe Mona. Es interessiert mich, was ihr besucht habt und wie es auf dich gewirkt hat. Was hat dir in London am besten gefallen? Und wie hast du die Reise erlebt? Bist du mit einem mulmigen Gefühl ins Flugzeug gestiegen, und warst du erleichtert, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben?

Ich freue mich auf deinen Bericht und grüsse dich herzlich.
Grossvater

Mona, 7.10.2022

Lieber Grosspapi

Wie du schon erwähnt hast, war meine erste Flugreise nach London. Ich durfte im April dieses Jahres mit Yvonne und Yara nach London fliegen.
An einem Montagmorgen war es so weit. Da der Flug um 7:15 Uhr war, brachte uns meine Mutter mit dem Auto zum Flughafen in Zürich. Ich war sehr aufgeregt und konnte es kaum erwarten. Als wir eingecheckt hatten, durften wir in den Flieger einsteigen. Ich war sehr nervös, da ich noch nie zuvor geflogen bin. Im Flieger nahmen wir dann unsere Plätze ein. Ich durfte am Fenster sitzen und so eine sehr schöne Aussicht geniessen. Endlich war es so weit. Der Flieger fuhr los und hob ab. Es war ein sehr spezielles, aber zugleich auch ein sehr cooles Gefühl. Während dem Flug wurden wir mit einem Wasser und einem kleinen Snack verpflegt. Der Flug verging sehr schnell und nach eineinhalb Stunden landeten wir in London. Auch das Landen war sehr aufregend für mich. Kurze Zeit später nahmen wir unser Handgepäck und stiegen aus. Wir beschlossen als erstes das Madame Tussaud Wachsfigurenkabinett zu besichtigen. Es war sehr beeindruckend, wie ähnlich man Menschen aus Wachs anfertigen kann. Nach dem spannenden Rundgang besichtigten wir auch noch den Big Ben. Von dort aus fuhren wir mit der U-Bahn zu unserem Hotel. Später checkten wir im Hotel ein. Es war ein sehr schönes und grosszügiges Hotel. Nach einem leckeren Abendessen gingen wir alle müde und zufrieden ins Bett.
Am nächsten Tag besichtigten wir die London Bridge und die Tower Bridge. Die London Bridge war nicht besonders spektakulär, da sie wie eine normale Brücke aus Beton aussah. Doch die Tower Bridge war sehr schön. Danach gingen wir weiter zu dem Sky Garden, welcher sehr hoch oben war. Zum Glück hatte es einen Lift und man musste nicht die Treppe hochlaufen. Von dort oben hatte man einen wunderschönen Ausblick. Das besondere an dem Sky Garden war, dass überall Pflanzen wuchsen. Es war eine sehr schöne Sehenswürdigkeit. Als wir wieder unten waren, beschlossen wir Abendessen zu gehen. An Abend hatten wir Karten für das Musical «The Lion King». Die Vorführung war sehr amüsant.
Am Mittwoch kam uns die Idee die Tower Bridge von innen zu entdecken. Nach einem spektakulären Rundgang liefen wir durch einen Markt. Nachher beschlossen wir eine Schifffahrt auf der Themse zu machen. Diese war sehr interessant, da ein Mann uns viele verschiedene Geschichten erzählt hat.
Am Donnerstag war leider schon wieder der letzte Tag bevor wir wieder zurück in die Schweiz flogen. Nach einem leckeren Frühstück gingen wir auf das London Eye. Eine Runde mit dem Riesenrad dauert ca. 20 Minuten. Von dort oben hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Als Stärkung verpflegten wir uns mit einem leckeren Afternoontea. Dies ist eine Spezialität in London. Um 19:10 Uhr fuhren wir mit unserem Gepäck zum Flughafen Heathrow in London. Auf dem Gate mussten wir eine Weile warten. Nach eineinhalb Stunden Verspätung sassen wir alle im Flugzeug und waren bereit abzuheben. Wir fuhren mit dem Flugzeug zur Startbahn, doch das Flugzeug hob nicht ab. Da das Flugzeug immer in Bewegung war, dachten wir, dass es jeden Moment losgeht. Irgendwann bekamen wir die Information, dass wir heute nicht mehr fliegen können, da der Flughafen bei unserer Landung in Zürich geschlossen wäre. Es herrschte Verwirrung, doch nach einer halben Stunde liessen uns die Flugbegleiter aus dem Flugzeug aussteigen. Beim Aussteigen bekamen wir einen Zettel mit den Informationen, welches Hotel wir für die Nacht beziehen durften. Ein Taxi brachte uns dann in dieses Hotel. So konnten wir noch eine weitere Nacht in London bleiben. Am nächsten Tag flogen wir um 7:35 Uhr ab und von Basel aus nahmen wir den Zug nach St. Gallen.
Es war eine unvergessliche und schöne Zeit in London und ich würde jederzeit wieder gehen. Besonders gut hat mir die U-Bahn gefallen. Ich finde toll, wie schnell man von A nach B kommt. Da die U-Bahn regelmässig fährt, muss man auch nur kurze Zeit warten. Aber auch das Fliegen hat mir sehr gefallen und ich denke, dass dies nicht das letzte Mal war, wo ich geflogen bin, da ich noch mehr von der Welt entdecken möchte.

Liebe Grüsse
Mona

Was bedeutet mir Musik

Blog #11, 28.8.2022

Mona, 20.8.2022

Lieber Grosspapi

Eine Welt ohne Musik könnte ich mir nicht vorstellen. Ich habe schon mit sieben Jahren angefangen Blockflöte zu spielen. Es machte mir sehr viel Spass und ich spielte drei Jahre lang. Später entschied ich mich jedoch für Altflöte. Da es nicht die gleichen Griffe wie bei der Blockflöte waren, fand ich die Umstellung am Anfang schwierig. Ich übte viel und hatte immer mehr Freunde dieses Instrument zu spielen.
Als ich in die Oberstufe kam, entschied ich mich für ein anderes Instrument, das Saxophon. Obwohl es am Anfang eher schwierig war, einen Ton zu spielen, bekam ich immer mehr Freude am Spielen. Daran ist aber auch mein sehr netter Saxophonlehrer nicht ganz unschuldig.
Von der Schule aus haben wir eine Band. Diese findet jeweils am Donnerstag nach der Pause statt. Da ich noch nicht sehr lange Saxophon spiele, habe ich mich entschieden, dass ich dort mit der Altflöte mitspiele. Es ist für mich immer eine Umstellung, da auch Altflöte und Saxophon nicht die gleichen Griffe haben.
Hast du früher auch ein oder mehrere Instrumente gespielt? Gab es bei euch in der Schule auch eine Band?
Mein erstes Konzert besuchte ich in Häggenschwil. Dort trat der Kinderliedermacher Andrew Bond auf. Als ich ein bisschen älter war, hörte ich gerne die Schwiizergoofe. Ich bekam von meinem Götti als Geburtstagsgeschenk, Karten für das Schwiizergoofenkonzert in Wil. Leider fiel dies wegen Corona aus.
Als in Häggenschwil das Sportfest 2019 stattfand, traten die Fäschtbänkler auf. Es war ein sehr tolles Konzert und die gute Stimmung wird mir immer in Erinnerung bleiben. Das grösste Konzert, welches ich je besucht habe, war das Moon and Stars in Locarno. Als special guest trat Pegasus auf. Es war eine super und unvergessliche Stimmung auf der Piazza Grande. Als Hauptsänger trat James Blunt auf. Auch seine Lieder waren sehr gut. Es war ein sehr cooles Konzert und ich würde jederzeit wieder dorthin gehen.
Was war dein erstes Konzert? Welche Konzerte hast du schon besucht?
Egal ob zu Hause, in der Schule oder unterwegs, ich höre sehr gerne Musik. Musik spielt für mich eine sehr grosse Rolle. Am liebsten höre ich Pop Musik. Was ist dein Musikstil?
Ich freue mich sehr von dir zu hören.

Liebe Grüsse
Mona

Sepp, 23.8.2022

Liebe Mona

Beim Thema Musik bist du mir weit voraus. Du spielst zwei Instrumente, ich keines. In der 5. und 6. Klasse hatte ich zwar einen Lehrer, bei dem ich ein paar Blockflötenstunden besuchte. In der Primarschule gab es noch keine Band, aber einen Jugendchor. Dort übten wir aber fast ausschliesslich Lieder für kirchliche Auftritte.
Für den Eintritt ins Lehrerseminar fehlten mir leider Vorkenntnisse im Klavier- oder Geigenspielen. Ich war deshalb froh, dass dies für die Sekundarlehrerausbildung nicht verlangt wurde. So blieb ich das ganze Leben bei der Ausrede, dass ich gerne ein Instrument spielen würde – vorzugsweise Gitarre oder Saxofon. Diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, war ich aber zu bequem.
Wie für dich ist auch für mich Musik sehr wichtig, für mich halt nur als Konsument. Mit einer Einschränkung: Ich habe immer sehr gerne gesungen und bedaure, dass man das in meinen Kreisen heute eher selten macht. Früher war das gemeinsame Singen in Vereinen und im Freundeskreis ein fester Bestandteil. Heute bemüht sich in meinem Umfeld Christina, diese Tradition nicht ausklingen zu lassen.
Musik zu hören bereitet mir nach wie vor grosse Freude. Ich mache das aber fast nur gezielt. Das heisst, dass ich mich sehr selten mit Musik aus dem Radio berieseln lasse. Ich höre sehr gerne Lieder mit guten Texten, beispielsweise von Reinhard Mey, Georg Kreisler oder Mani Matter und französische Chansons, etwa von Edith Piaf, Jacques Brel oder Charles Aznavour. Davon habe ich zahleiche Langspielplatten und CDs. Was die Sache heute vereinfacht: Es sind sehr viele Titel, auch nur instrumental, über Youtube verfügbar.
Bezüglich von Konzerten kann ich bei deiner Erfahrung in Locarno anknüpfen. Auch ich habe das grösste Konzert bei Moon and Stars auf der Piazza Grande erlebt. Zwei oder drei Jahre bevor du dort warst, haben mich 77 Bombay Street, Pegasus und Max Giesinger beeindruckt. Natürlich habe ich vorher schon sehr viele Konzerte erlebt, aber keines vor so grossem Publikum. Manche Konzerte in Gemeinde- oder Singsälen, andere in Kirchen und unter freiem Himmel, einige auch in den Tonhallen in St. Gallen und Wil. Um zwei herauszugreifen: Besonders beeindruckt haben mich das Konzert von Konstantin Wecker in der Tonhalle St. Gallen und der Auftritt von Georg Kreisler in der Kellerbühne in St. Gallen. Mich haben beide mit sehr klugen, tiefschürfenden und witzigen Texten und faszinierender Musikalität überzeugt.
Und schliesslich noch die Antwort auf deine Frage nach meinem Musikstil: Ich höre natürlich nicht nur die beschriebenen Lieder. Mit gefallen auch volkstümliche Musik, Alphorn und Hackbrett in freier Natur, Countrymusik, moderater Jazz und klassische Weisen. Eigentlich alles, was ich noch als melodisch empfinde.
Alles in allem sind wir wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander. Ich freue mich, dich bald wieder einmal musizieren zu hören und grüsse dich lieb.

Grossvater

Berufliche Zukunft

Blog #10, 19.6.2022

Sepp, 18.6.2022

Liebe Mona

Es ist sicher nützlich, wenn wir uns einmal über deine berufliche Zukunft unterhalten. Du kommst bald in die zweite Oberstufe und bist eine sehr gute Schülerin. In einem guten Jahr wäre damit für dich bereits der Übertritt ins Gymnasium möglich. Das ist eine Weichenstellung, über die du dich gründlich informieren solltest. Ich sage dir das, weil ich selber eine Möglichkeit verpasst habe, welche ich später bereute.

Ich bin wie du gerne in die Schule gegangen. Schon relativ früh hatte ich den Berufswunsch, Lehrer zu werden. Dass ich die Sekundarschule besuche, war keine Frage. Mein Primarlehrer machte mich nicht darauf aufmerksam, dass man für viele Studien Latein brauche – damals noch für viele mehr als heute. Nach dem ersten Jahr riet mir der Sekundarlehrer, bei dem ich die sprachlichen Fächer besuchte, Sekundarlehrer statt Primarlehrer zu werden. Das aber hiess, in die Kantonsschule statt ins Lehrerseminar überzutreten. In der Kanti hätte ich gern das Gymnasium besucht, was damals aber ohne Lateinunterricht in der Sekundarschule nicht möglich war. So musste ich in die technische Abteilung der Kanti übertreten. Hier aber waren die Schwerpunktfächer Mathematik, Physik und Chemie. Ich habe die Matura bestanden und hätte dann an der ETH in Zürich irgendein Ingenieurstudium absolvieren können. Ich hätte aber lieber an einer Universität ein Sprach- oder Rechtsstudium begonnen. Dazu aber fehlte mir Latein. Sekundarlehrer sprachlich-historischer Richtung zu studieren war ohne Latein möglich. Das machte ich dann auch. Aber die Absolventen des Gymnasiums waren in den sprachlichen Fächern besser darauf vorbereitet. Ich war nachher trotzdem gerne Sekundarlehrer. Weil ich die deutsche Sprache, Zeitgeschichte und Politik sehr gerne habe, habe ich später die Möglichkeit ergriffen, in den Journalismus zu wechseln.

Was ich mit dieser ausführliche Schilderung sagen will: Schränke deine Möglichkeiten nicht zu früh ein! Zwar sind heute die Ausbildungsmöglichkeiten vielfältiger als zu meiner Zeit. Es ist auch leichter, von einer Ausbildung in eine andere zu wechseln. Aber wer leicht lernt und gerne in die Schule geht, hält sich mit dem Besuch des Gymnasiums die meisten Türen offen.

Ich will dich nicht zu einem bestimmten Weg drängen. Es lohnt sich aber bestimmt, dass du dir gründliche Gedanken über deine beruflichen Möglichkeiten machst und dich über die Ausbildungsmöglichkeiten und die Anforderungen beraten lässt.

Von dir erwarte ich nun keinen langen Bericht. Es würde mich aber sehr freuen, wenn du mir ein paar Überlegungen schreiben würdest, welche du dir bereits zu deiner Berufswahl gemacht hast. Wenn du es wünschen würdest, könnten wir uns nachher auch weiter darüber unterhalten. Mich würde auch interessieren, was du von der Schule aus für Hilfestellungen bekommst und in Anspruch nimmst.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mona, 19.6.2022

Lieber Grosspapi

Das Thema «Berufliche Zukunft» ist für mich noch ziemlich schwierig, da wir uns eigentlich erst in der zweiten Oberstufe tiefer damit befassen.

Trotz allem habe ich mich schon ein bisschen damit befasst. Am letztem Zukunftstag durfte ich bei der Gemeinde Häggenschwil reinschauen. Der Bürojob hat mir sehr gefallen und es war sehr abwechslungsreich, weil ich auf verschiedenen Abteilungen reinschnuppern konnte. Da dieser Beruf mich sehr interessiert, und ich gerne einen Vergleich zu einer grösseren Gemeindeverwaltung hätte, habe ich mich jetzt bei der Gemeinde Wittenbach für einen Schnuppertag beworben.

Ebenfalls schnuppern durfte ich bei meiner Tante als Anwältin. Dieser Tag hat mir besonders gut gefallen. Am Morgen besuchten wir eine Gerichtsverhandlung. Dies war sehr spannend. Angeklagt war ein Ehepaar, welches eine ältere Frau zu Hause bestohlen hatte. Schlussendlich wurden die beiden Slowaken des Landes verwiesen und bekamen eine Haftstrafe auf Bewährung. Nach dieser sehr spannenden Verhandlung gingen wir in das Büro meiner Tante, wo sich mich allen vorstellte. Danach erklärte sie mir ihren Alltag. Da sie Anwältin einer Firma ist, unterscheidet sich ihre Arbeit von der Anwältin bei Gericht. Später durfte ich zu zwei ihrer Mitarbeiter, welche mir dann ihre Arbeit erklärten. Auch dies war sehr spannend. Am Schluss gab mir meine Tante noch eine Aufgabe. Ich lernte, wie man einen richtigen Kaufvertrag schreibt und ich konnte dazu Beispiele machen.

Dieser Tag hat mir sehr gut gefallen und ich könnte mir vorstellen, Anwältin zu studieren.

Um unsere Berufswahl zu unterstützen, erhalten wir von der Schule einen Katalog mit vielen verschieden Berufen und dessen Anforderungen.

Ich werde noch weitere Schnuppertage absolvieren, damit ich mich besser entscheiden kann.

Liebe Grüsse
Mona

Weihnachten

Blog #9, 27.12.2021

Mona, 27.12.2021

Lieber Grosspapi

Am Freitag 24. Dezember um 11.30 Uhr trafen sich die eingeteilten Ministranten zum Üben für den Gottesdienst am 25. Dezember in der Kirche. Nach dem Mittag fuhr die ganze Verwandtschaft von meiner Mutter mit dem Auto nach Zürich um bei meiner Tante und meinem Onkel Weihnachten zu feiern. Wir wurden mit einem wunderschönen und feinen Apéro begrüsst, welcher meine Grosi gemacht hat. Nach dem grosszügigen Apéro durften wir Kinder mit Christina basteln. Wir bastelten einen kleinen Weihnachtsbaum aus einem Tannenzapfen. Dies hat mir sehr viel Spass gemacht. Später erzählte uns Christina eine tolle Weihnachtsgeschichte. Die Geschichte handelte von einem Weihnachtsnarr, der den neuen König Jesus finden wollte. Auf dem Weg zu ihm verschenkte der Narr alles was er dem König mitbringen wollte. Nach dieser spannenden Geschichte sangen wir ein paar Lieder wie Stille Nacht und Feliz Navidad. Danach öffneten wir schon bald die Geschenke. Alle freuten sich schon riesig darauf und waren gespannt. Ich habe sehr viele tolle Geschenke bekommen. Später gab es Abendessen. Als Vorspeise kochte uns meine Tante Yvonne eine feine Currysuppe. Als Hauptgang für die Kinder durften wir Pizza im Öfeli backen und für die Erwachsenen kochten Rémy und Judith uns Filet im Teig mit verschiedenem Gemüse. Nach dem Essen durften wir Kinder ein Lebkuchenhäuschen mit Glasur zusammenkleben und es mit verschiedenen Süssigkeiten schmücken. Es wurden sehr schöne Häuschen und wir hatten sehr viel Spass dabei. Wie jedes Jahr spielten wir dann noch das tolle Spiel mit den Geschenken, bei dem man den Würfel herumgibt und jeder würfelt. Die Regeln dazu waren: Wenn jemand eine sechs gewürfelt hatte, konnte man ein Geschenk auswählen. Auf dem Tisch lagen ganz viele Geschenke. Dies spielten wir bis alle Geschenke weg waren. In der zweiten Runde ging es darum, dass man bei gewissen Ziffern die Geschenke tauschen oder im Uhr-/Gegenuhrzeigersinn tauschen musste. Ich finde dieses Spiel immer sehr cool. Wenn das Spiel zu Ende ist, darf jeder das Geschenk auspacken und behalten, welches vor ihm liegt und die Geschenke sind immer sehr originell und cool. Als Abschluss des Essens genossen wir noch ein feines Schicht-Dessert, welcher mein Götti gemacht hat. Später gingen alle zufrieden und glücklich nach Hause.

Wie fandest du diesen wunderschönen Nachmittag und Abend in Zürich?

Am Samstag 25. Dezember um 9 Uhr musste ich dann im Gottesdienst ministrieren. Es hat mich sehr gefreut, dass Christina und du auch gekommen seid. Am Mittag gingen wir zu meiner Oma. Dort feierten wir mit der Verwandtschaft von meinem Papa Weihnachten. Zum Mittagessen gab es Fondue Chinoise. Nach dem leckeren Essen machten wir einen kleinen Spaziergang und danach bekamen wir auch dort wieder sehr tolle Geschenke. Später genossen wir ein leckeres Dessert. Irgendwann gingen wir wieder glücklich und zufrieden nach Hause.

Für mich bedeutet Weihnachten, dass sich die ganze Familie trifft und zusammen feiert. Natürlich dürfen die Geschenke auch nicht fehlen 😉.

Was hast du am 25. Dezember gemacht? Was bedeutet Weihnachten für dich?

Liebe Grüsse

Mona

Sepp, 27.12.2021

Liebe Mona

Zu deiner ersten Frage: Ich stimme mit dir vollständig überein. Auch ich habe den Nachmittag in Zürich wunderschön gefunden. Vor allem habe ich mich darüber gefreut, dass die ganze Familie dabei war. Der ganze Anlass war sehr stimmungsvoll und das Essen war ausgezeichnet. Ich bin Judith und Rémy sehr dankbar, dass sie dieses weihnachtliche Zusammensein Jahr für Jahr möglich machen und alle in ihr wohnliches Daheim einladen. Ich habe mich natürlich auch über die Geschenke gefreut. Aber sie stehen bei mir, weil ich sowieso alles Wünschbare habe, nicht an erster Stelle. Besondere Freude machen mir jeweils die Kalender mit Bildern der Enkelkinder. Sie hängen in meinem Büro. Oft schaue ich sie an und schicke liebe Gedanken zu euch. Sehr schön ist es, dass das Geschenk der Kinder für Christina und mich die Einladung zu einem Anlass ist, der uns schon bald wieder mit ihnen zusammenführt. Zentral war auch diesmal die Weihnachtsgeschichte, von Christina mit Bedacht ausgewählt und eindrucksvoll erzählt.

Die zweite Frage nach dem Weihnachtstag hast du fast schon selber beantwortet. Christina und ich haben den Gottesdienst in Häggenschwil besucht, bei welchem du als Ministrantin mitgewirkt hast. Der Gottesdienst war sehr feierlich. Mich hat besonders die Predigt beeindruckt. «Mach es wie Jesus, werde ein Mensch und werde verletzlich!», war die Kernaussage. Menschen, die sich ihre Verwundbarkeit, ihre Schwäche, eingestehen, begegnen ihre Mitmenschen mit mehr Verständnis und Toleranz. Ein liebevollerer Umgang miteinander wäre das Resultat.

Schliesslich die dritte Frage: «Was bedeutet mir Weihnachten?» In meiner Kindheit lag ein besonderer Zauber über diesem Fest. Meine Eltern verstanden es, uns den Kern des Festes, die Weihnachtsbotschaft, zu vermitteln. Dies war vielleicht umso einfacher, als das Geld für grosszügige Geschenke sowieso fehlte. So waren die Geschenke zur Hauptsache Kleider, Schuhe, ein Paar Ski, Sachen, welche man heute das Jahr über nach Bedarf kauft und bekommt. Umso grösseren Wert hatten die Rituale: das Warten aufs Christkind, der kleine Christbaum, die vom Vater angefertigte Krippe, das Weihnachtsessen (eine ganze Bratwurst mit feinem Zopf) und der obligatorische Besuch der Mitternachtsmesse. Und dazu watete man damals im gut 800 Meter hoch gelegenen Grub immer durch den Schnee.

Am Sinn von Weihnachten aber hat sich für mich nichts geändert. Der Philosoph Ludwig Hasler hat ihn am Freitag im St. Galler Tagblatt so beschrieben, wie ich es nicht treffender machen könnte. «Ginge es nur ums Zusammensein und Schenken, bräuchte es keine Weihnachten. Speziell ist, dass wir mehr feiern als uns selber. Dass das Fest mehr ist als unser Arrangement. Es ist eine mythologische Geschichte, die vom Geheimnis der Menschwerdung als kosmisches Ereignis erzählt. Darum stehen beim Kind auch Kuh und Esel, es singen die Engel, Hirten hüten ihre Schafe, Könige kommen zu Besuch. Diese Geburt verbindet Himmel und Erde, Mensch und Tier, Natur und Kultur.»

Ich freue mich auf einen nächsten Gedankenaustausch und grüsse dich herzlich

Grossvater




Engadin

Gemeinsame Ferien
Blog #8, 17.12.2021

Sepp, 6.11.2021

Liebe Mona

Es waren sehr schöne Tage mit Christina, dir und Yara im Engadin! Wir schreiben diesmal über die gleiche, gemeinsam verbrachte Zeit. Ich bin gespannt, was dir am meisten Eindruck gemacht hat.

Ich habe mich zuerst einmal gefreut, dass Margrit und Röbi, meine Schwester und mein Schwager, diese Ferien möglich gemacht haben. Wir durften ihre Ferienwohnung in Zuoz benutzen, wo sie uns neben dem Gastzimmer auch ihr eigenes Schlafzimmer zur Verfügung gestellt haben. So konnte der Aufenthalt zu viert im Oberengadin Tatsache werden.

Zusammen mit Christina habe ich mir überlegt, wie wir die Tage gestalten könnten. Wir wussten von Judith und Rémy, dass ihr tüchtige Läuferinnen seid. Weil das Engadin viele schöne Wanderrouten aufweist, haben wir einige herausgriffen. Auch für schlechtes Wetter hatten wir einige Vorschläge bereit. Für die Abende habt ihr mit den mitgebrachten Spielen selber vorgesorgt, und Christina hat sich auf eure Unterstützung beim Basteln für ihre Projektwoche gefreut.

So konnte es denn am Sonntag der zweiten Herbstferienwoche losgehen. Wir sind auf dem kürzesten Weg nach Zuoz gefahren, das heisst statt über einen der möglichen Pässe durch den fast 20 Kilometer langen Vereina-Tunnel. Das Engadin haben wir bei strahlendem, aber kühlem Wetter erreicht. Wir konnten also für den Montag bereits eine Wanderung ins Visier nehmen. Am Morgen fuhren wir zeitig los, hatten wir bis Casaccia im Bergell fast eine Stunde Fahrzeit vor uns. Die Gehzeit nach dem über dem Tal gelegenen idyllischen Soglio war mit viereinhalb Stunden angegeben. Das haben wir denn auch fast geschafft, obwohl wir wegen eines Felssturzes einen Umweg zur Talsohle und wieder in die Höhe machen mussten.

Weil es auch an den nächsten Tagen schönes Wetter war, setzten wir das Wanderprogramm fort. Wir besuchten das Val Trupchun, wanderten dem Inn entlang nach La Punt-Chamues-ch, liefen von Muottas Muragl auf dem Höhenweg zur Alp Languard und von Bever durchs Val Bever nach Spinas und zurück. Du und Yara machten das wie zwei Berggeisslein, scheinbar ohne Anstrengung. Ich hatte manchmal Mühe, euch zu folgen.

An den Abenden habe ich mich gefreut, mit welchem Eifer ihr zusammen mit Christina die Figuren gebastelt habt. Mir war es so beispielsweise möglich, das Fussballspiel Schweiz-Lettland am Fernseher zu verfolgen. Sehr schön war es auch, mit euch Dog zu spielen. Allein habe ich gegen euch verloren. Mit Anfängerglück haben Christina und ich gegen euch sogar einmal gewonnen.

Es war sehr schön, mit euch zusammen zu sein. Ihr wart sehr offen, spontan, hilfsbereit, anständig und genügsam. Wie es mir schien: Manchmal vielleicht fast zu bescheiden. Natürlich ist es gut, wenn man sich nicht überall vordrängt und das grösste Stück erhaschen will. Man darf und soll aber seine Ansprüche auch geltend machen. Sonst nehmen einfach immer andere das grösste Stück weg.

Ich hoffe natürlich, dass dir die Engadinerwoche auch gefallen hat. Ich würde auch in Zukunft gerne mit dir und Yara hie und da etwas gemeinsam unternehmen. Es müssten halt Sachen sein, die euch Spass machen und die mir noch möglich sind.
In diesem Sinne: Auf bald und liebe Grüsse

Grossvater


Mona, 17.12.2021

Am Sonntagnachmittag 10. Oktober 2021 war es so weit. Yara, Grosspapi, Christina und ich verreisten für 5 Tage ins Engadin. Wir fuhren mit dem Auto und auch noch mit dem Autozug nach Zuoz, wo die Schwester von meinem Grosspapi ein Ferienhaus besitzt, in welchem wir wohnen durften. Ich freute mich riesig darauf. Als wir dann im Engadin angekommen waren, packten wir unsere Koffer aus. Das Ferienhaus war sehr schön und gemütlich eingerichtet. Nach dem Abendessen spielten wir noch eine Runde Dog, was uns sehr viel Spass machte. Weil alle ziemlich müde waren, gingen wir schon bald danach ins Bett.

Am nächsten Morgen assen wir zusammen Frühstück. Danach machten wir auch schon unseren ersten Ausflug. Wir wanderten von Cassacia nach Soglio. Die Wanderung dauerte etwa 5 Stunden. Es war sehr schön und hat allen gut gefallen. Zum Abendessen kochte uns Christina Hörnli und Gehacktes. Später am Abend halfen wir Christina für die Schule etwas zu basteln. Wir bastelten einen Frosch und begannen auch schon mit dem süssen Gartenschläfer. Yara und mir hat es sehr viel Spass gemacht, da wir beide sehr gerne basteln.

Am Dienstag machten wir eine Wanderung durch den Nationalpark. Da wir ein Fernglas dabei hatten, konnten wir Tiere wie Gämse und Hirsche bewundern und beobachten. Unterwegs machten wir eine Mittagspause und assen auf einer wunderschönen Wiese unser Mittagessen. Wir hatten uns dazu im Ferienhaus ein Sandwich gemacht. Es war sehr lecker. Nach dem Abendessen bastelten wir wieder weiter und machten den Gartenschläfer und den Frosch fertig.

Als wir am nächsten Morgen nach draussen schauten, staunten wir nicht schlecht, es hatte geschneit. Wir machten trotzdem eine weitere Wanderung. Am Abend gingen wir in eine Pizzeria Abendessen. Dort war es sehr gemütlich und hat mir auch sehr gefallen. Nach dem Abendessen bastelten wir wieder weiter. Diesmal bastelten wir einen Raben als Fingerpuppe.

Am Donnerstag gingen wir auf den Muottas Muragl. Wir fuhren mit der Bahn hoch. Oben angekommen beschlossen wir einen Höhenweg entlang zu wandern. Man hatte einen sehr schönen Ausblick von dort aus. Am Abend spielten wir nochmals Dog. Auch an diesem Tag gingen wir alle müde und zufrieden ins Bett.

Am nächsten Tag hiess es leider schon wieder «ab nach Hause». Ich fand es sehr schade, dass wir schon wieder nach Hause gehen mussten. Die Zeit war viel zu sehr schnell vorbei gegangen.

Ich fand diese Woche sehr spannend und interessant. Wir haben sehr viel Schönes erlebt. Auch das Essen war immer sehr lecker. Liebe Christina und lieber Grosspapi, vielen Dank nochmals für die schöne Zeit mit euch. Ich habe sie sehr genossen.

Von Mona

Oberstufe

News aus der Oberstufe.
Blog #7, 12.10.2021

Sepp, 6.10.2021

Liebe Mona

Du bist eben von der Primarschule in die Oberstufe übergetreten. Ich bin sehr gespannt, von dir zu erfahren, wie du diesen Schritt erlebt hast. Hast du dich darauf gefreut? Hattest du vielleicht vor gewissen Veränderungen auch Respekt? Vor der neuen Klassenzusammensetzung? Vor neuen Lehrpersonen? Vor neuen Fächern und Methoden? Und jetzt: haben sich deine Erwartungen erfüllt? Was gefällt dir gut? Gibt es auch Dinge, die dir Mühe bereiten?
Ich habe mehr als 20 Jahre auf der Oberstufe unterrichtet, und ich habe das gern und mit Freude gemacht. Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Hier möchte ich mich darauf beschränken, wie ich die Oberstufe seinerzeit als Schüler erlebt habe.
Wir waren in Grub SG zwölf Schüler in meiner Klasse, vier Mädchen und acht Knaben. Als es um den Übertritt in die Sekundarschule ging, war als erstes klar, dass alle Mädchen darauf verzichteten. Drei hätten es in der Sekundarschule wahrscheinlich gut geschafft. Aber von zu Hause aus war die Ansicht vertreten worden, ein Mädchen brauche das nicht. Weil es doch heiraten werde, müsse es keinen Beruf erlernen. Es solle besser arbeiten gehen und etwas für die nötige Aussteuer verdienen.
Für die Buben gab es in Grub drei Möglichkeiten. Ein einziger wollte nicht in die Sekundarschule und besuchte mit den vier Mädchen dann zwei Jahre die Oberschule in Grub. Drei Knaben besuchten die Sekundarschule in Oberegg. Diese Schule im Kanton Appenzell Innerrhoden war nicht so streng. Die drei Klassen wurden nur durch zwei Lehrer unterrichtet. Nach dem etwa vier Kilometer entfernten Oberegg fuhren die Gruber Schüler mit dem Velo.
Ich besuchte mit drei Kameraden zusammen die Sekundarschule in Rorschach am Bodensee. (Übrigens wurden die Sekundarschulen damals allgemein als Realschulen bezeichnet.) Als erstes hatte ich einigen Respekt vor dem Schulweg. Von Zuhause aus musste ich zuerst zwei Kilometer mit dem Velo fahren. Dann ging es zu Fuss etwa 400 Höhenmeter abwärts – und auf dem Heimweg natürlich wieder aufwärts. Speziell war auch, dass wir vom kleinen Dorf Grub mit Stadtkindern zusammen kamen, die sich von der Primarschule her kannten. Das erwies sich dann aber nicht als Problem. Wir von der «Sektion Grub» wurden in die gleiche Klasse eingeteilt, damit wir den Schulweg miteinander zurücklegen konnten. Wenn wir am Nachmittag Schule hatten, war der Schulweg zu lang und wir assen in einem Restaurant in der Nähe der Schule zu Mittag. Der Hauptgrund dafür, dass ich gerne nach Rorschach in die Schule gegangen bin, waren die Lehrer. Ich hatte wirklich in allen Fächern Lehrer - noch keine einzige Lehrerin -, die recht streng, aber gerecht und auch humorvoll waren. Meinen Klassenlehrer habe ich besonders geschätzt. Bei ihm habe ich während allen drei Jahren die sprachlichen Fächer besucht. Ich habe viel gelernt und in seinem Unterricht Freude an den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch bekommen. Er hat mich schliesslich dazu ermuntert, in die Kantonsschule überzutreten und Sekundarlehrer zu werden.
Lehrer, eigentlich Primarlehrer, zu werden, war schon in der Primarschule mein Berufswunsch. Wie ist das bei dir, liebe Mona, weisst du schon was du werden willst? Sonst wird das vielleicht im Laufe der Oberstufe klarer. Ich wünsche dir jedenfalls viel Freunde und Erfolg und grüsse dich herzlich

Grossvater


Mona, 12.10.2021

Lieber Grosspapi

Vielen Dank für den spannenden Brief. Ja, habe mich sehr auf die Oberstufe gefreut. Ich war aber auch ein bisschen nervös, weil ich nicht genau wusste, was mich erwartet. Die meisten Schüler aus meiner Klasse kannte ich schon und nur zwei Kinder kamen von auswärts neu dazu.
Die Oberstufe hat für mich mit einem Lager angefangen. Wir gingen in der ersten Woche nach Wurmsbach bei Rapperswil in das Kennenlernlager. Dort wohnten wir in einem ehemaligen Mädcheninternat. Das Internat lag direkt am Zürichsee. Von dort aus machten wir viele verschiedene Ausflüge wie zum Beispiel eine Führung in der Schokoladenfabrik Läderach oder Stand Up paddeln. Am Montagabend hatten wir eine Nachtwächterführung. Ein Nachtwächter führte uns durch Rapperswil und erzählte uns ein paar gruslige Geschichten. Es war sehr interessant. Wir haben sehr viel Cooles und Spannendes erlebt.
Die ersten zwei Wochen in der Oberstufe waren für mich sehr speziell, weil alles sehr neu war, die Lehrer, die Räume und auch manche Fächer. Mit der Zeit wusste ich wo was ist. Im Vergleich zu der Primarschule finde ich hat sich einiges geändert. Wir haben zum Beispiel von jedem Fach nur noch eine Lektion Input pro Woche. Früher hatten wir mehrere. Das bedeutet natürlich, das man selbständiger arbeiten muss. In der Woche haben wir etwa 9 Lektionen LA. LA sind Schulstunde, bei welchen man selbst entscheiden kann ob man Mathe, Deutsch, Englisch oder Französisch machen will. Es gibt aber auch noch freiwilliges LA. Diese Lektionen sind am Morgen ab 7:15 Uhr bis 8:00 Uhr oder am Nachmittag von 15:40 Uhr bis 17:00 Uhr. In der Oberstufe gibt es auch eine Band. Man kann entscheiden, ob man in die Band oder in den Chor will. Die Voraussetzung für die Band ist natürlich, dass man ein Instrument spielt. In der Oberstufe arbeiten wir mit Think Pads. Ein Think Pad ist ein Laptop, welcher aber auch wie ein iPad benutzt werden kann. Wir können auch Freifächer wählen wie zum Beispiel Unihockey, Fussball, Italienisch und Volleyball. Ich gehe in das Freifach Volleyball. Volleyball ist am Mittwoch direkt nach der Schule von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr. Volleyball spielen macht mir sehr viel Spass. Unsere Lehrerin hat gesagt, wenn es genug Kinder hat, die an einem Volleyballturnier mitmachen wollen, könnten wir mit einer Gruppe an einem Turnier teilnehmen. Ich würde sehr gerne gehen. Noch etwas Spezielles an unserer Schule ist, dass wir immer am Freitagnachmittag CréActiva haben. Es werden jeweils insgesamt drei CréActiva angeboten. Am Anfang des Schuljahres konnten alle Schülerinnen und Schüler entscheiden, welches CréActiva sie am liebsten besuchen möchten. Die Lehrer haben danach alle den drei verschiedenen CréActiva zugeteilt und geschaut, dass jeder wenn möglich seine erste oder die zweite Wahl besuchen darf. Ein CréActiva dauert ein Trimester. Oft gibt es ein CréActiva, das mit Gestaltung/Kunst in Verbindung gebracht wird und ein CréActiva, bei welchem Sport getrieben wird. Das dritte CréActiva hat meistens mit der Umwelt zu tun. So sollte jeder ein CréActiva finden, welches ihn oder sie interessiert. Wenn wir selber auch eine Idee für ein CréActiva haben, können wir es einer Lehrerin oder einem Lehrer sagen. Wenn es möglich ist, wird die Idee dann umgesetzt. Die CréActivas werden immer von einer Lehrerin oder einem Lehrer betreut. Das Ziel an einem CréActiva ist, dass die Schüler einen Nachmittag selbst gestalten dürfen. Im Moment habe ich das CréActiva Foxtrail. Wir sind 16 Personen, welche dieses CréActiva besuchen. Wir mussten in 2er Gruppen oder 3er Gruppen einen Foxtrail durch Häggenschwil oder Lömmenschwil organisieren. Ich organisierte den Foxtrail mit meiner Freundin. Dieser sollte etwa zwei Stunden dauern. Uns war selbst überlassen ob wir einen Foxtrail oder einen Escape-Room oder etwas anderes machen wollen. Wir haben zuerst einen Escape-Room im Schulhaus gemacht. Anschliessend mussten sie raus und einen Foto-OL mit Rätsel durch Lömmenschwil und Häggenschwil lösen. Es leiten immer andere Personen den Freitagnachmittag und es bleibt jedes Mal spannend zu sehen, was uns erwartet und wie der Nachmittag von den Schüler gestaltet wird.
Mir gefällt es sehr in der Oberstufe, denn ich finde es dort sehr abwechslungsreich und spannend. Ich freue mich über die nächsten Jahre in dieser Oberstufe.

Liebe Grüsse
Mona

Lager

Damals und heute.
Blog #6, 4.8.2021

Mona, 20.7.2021

Lieber Grosspapi


Am Pfingstmontag, 24. Mai 2021 war es endlich soweit – wir, die 6. Klasse der Schule Häggenschwil, fuhren um 8.00 Uhr nach Tenero ins Polysportlager. Nach einer 3.5-stündigen Busfahrt kamen wir auf dem Campingplatz an. An diesem Tag war das Wetter nicht so schön, um Sport treiben zu können, deswegen schauten wir das Cupfinal zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Luzern. Am Abend machten wir etwas was bisher noch keine Häggenschwiler Klasse gemacht hatte: Harassen klettern. Ein Schüler von uns brach den Rekord mit 24 Harassen. Hast du schon einmal jemanden auf Harassen klettern gesehen?


Am Dienstag war Bogenschiessen, Frisbee-Ultimate, Baseball und Smolball angesagt. Smolball ist eine Ballsportart, bei der zwei Mannschaften mit jeweils 3 Feldspielern gegeneinander antreten. Das Ziel ist es, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen. Smolball wird mit einem Smolball-Schläger gespielt, der Ball darf mit dem Oberschenkel oder der Brust spielerisch in Berührung kommen. Der Torhüter darf den Ball innerhalb des Torraumes mit dem ganzen Körper abwehren. Kennst du Smolball?


Nach dem Frühstück am Mittwoch stand für die Jungs Stand Up Polo und für die Mädchen Beach Volleyball auf dem Programm. Am Nachmittag spielten wir bereits das zweite Mal Baseball. Am Abend trafen wir uns erneut zum Smolball. Danach ging es wie gewohnt in unsere Zelte zurück. Insgesamt hatten wir 3 Zelte zur Verfügung, obwohl ein Zelt normalerweise für 16 Personen ausreicht. Aber wegen Corona waren nur maximal 8 Personen pro Zelt erlaubt. So hatten wir sehr viel Platz.
Am Donnerstag waren die Mädchen mit Stand Up Polo an der Reihe und die Jungs spielten Beach Soccer. Ein paar Stunden später war Lacrosse an der Reihe. Beim Lacross versuchen zwei Mannschaften, einen Ball ins gegnerische Tor zu schiessen. Die Mannschaft, die nach Ablauf der Spielzeit die meisten Tore erzielt hat, gewinnt. Dazu braucht man einen ca. 1m langen Schläger, an dessen Ende ein Netz befestigt ist. Damit wird der Ball getragen, geworfen, gefangen, geschossen und vom Boden aufgehoben. Der Ball darf nicht mit den Händen berührt werden. Es war sehr lustig. Nach dem Nachmittagsprogramm hatten wir immer eine lange Pause. Da durften wir im See baden oder im Coop „chrömlen“ gehen. Am Abend spielten wir in der Halle Badminton, bevor es wieder ins Bett ging.
Nach dem Frühstück am Freitag war Polo Bike und nach dem Mittag Klettern und Squash angesagt. An unserem letzten Abend grillierten wir am See und spielten Kubb, Basketball und Volleyball.
Am Samstagmorgen packten wir wieder unsere Sachen zusammen und fuhren nach Häggenschwil zurück, wo unsere Eltern auf uns warteten.
Es war eine coole Woche und wir waren mega froh, dass das Tenerolager trotz Corona stattfand.
Kennst du den Zeltplatz von Tenero, lieber Grosspapi?
Hast du auch schon ein cooles Lager erlebt?

Liebe Grüsse

Mona


Sepp, 26.7.2021

Liebe Mona

Ich habe deinen Lagerbericht mit Interesse gelesen und danke dir herzlich dafür. Ich muss dir gestehen, dass ich über die Vielfalt eurer Aktivitäten gestaunt habe. Manche Sportarten, die auf eurem Programm standen, kenne ich nur vom Hörensagen, andere überhaupt nicht.
Aber der Reihe nach: Bogenschiessen habe ich schon einmal in den Ferien am Strand versucht. Das hat mir Spass gemacht. Fresbee habe ich selber noch nie probiert, aber schon zugeschaut, wenn sich Menschen diese Scheiben zugeworfen und gefangen haben. Einmal habe ich über einen Wettbewerb geschrieben, wo Hundehalter den Fresbee geworfen haben und die Hunde ihn auffangen mussten. Was der Zusatz Fresbee Ultimate bedeutet, musste ich im Internet nachsehen und habe erfahren, dass es sich um ein Fresbeespiel für die Schule handelt, das in Gruppen gespielt werden kann. Baseball habe ich schon im Fernsehen gesehen. Von Smolball habe ich noch nie gehört, aber du hast es mir gut erklärt. Beach Volleyball kenne ich unter anderem deswegen, weil in Uzwil jedes Jahr ein Turnier durchgeführt wird, über das ich schon einige Male berichtet habe. Völlig unbekannt waren mir Lacross, Stand Up Polo und Polo Bike . Aufgrund deiner Beschreibung kann ich mir nun vorstellen, worum es geht. Klettern, Squash und Soccer sind Sportarten, die ich kenne, aber noch nie ausgeübt habe. Vom Holzspiel Kubb habe ich erstmals gehört, als Coop in diesem Sommer dafür Reklame gemacht hat. Den Rekordversuch, wer am meisten Harassen aufeinander zu beigen imstande ist, kenne ich vom Uzwiler Jahrmarkt. Die Pfadfinder lassen jeweils Jugendliche ihr Glück versuchen. Ob schon jemand die Zahl 24 übertroffen hat, weiss ich nicht.
Mit deinen Lagererlebnissen kann ich nicht mithalten, liebe Mona. Ich habe während der ganzen Volksschul- und Mittelschulzeit kein einziges Lager besucht. In der Primarschule Grub und in der Sekundarschule Rorschach wurden damals keine Lager angeboten. Meine ersten Lagererfahrungen habe ich während der Ausbildung zum Sekundarlehrer gemacht. Zweimal habe ich wunderschöne Skiwochen im Davoser Parsenngebiet erlebt. Die Skilifte durften wir aber nur sporadisch benutzen. Jeden Morgen stiegen wir gut zwei Stunden mit den Fellen an den Skiern von der Klosterser Schwendi auf die Gotschna. Wir hatten einen sehr guten Leiter, und ich habe meine Technik um einiges verbessern können. Das ist mir später zugutegekommen, als ich als Lehrer selber Skilager leiten musste. Ich habe sehr gerne Lager durchgeführt, im Winter und im Sommer. Das Zusammensein rund um die Uhr ermöglichte es, die Schüler von einer anderen, unbeschwerteren Seite kennen zu lernen.
Ich mag dir deine schönen Lagererlebnisse von Herzen gönnen, liebe Mona, und hoffe, dass du noch manche weitere machen kannst. Dass ich als Schüler keine Lager erlebt habe, bedauere ich aber nicht. Im Rückblick habe ich das Gefühl, dass ich trotzdem eine sehr schöne, erfüllte Schulzeit erlebt habe. Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.
Noch zu deinem Lagerort Tenero. Ich kenne Tenero von unseren Aufenthalten in Locarno. Wir sind am Zeltplatz schon zu Fuss vorbeigegangen und mit dem Velo vorbeigefahren. Drin war ich noch nie. Aber die Lage am See ist wunderschön.

Liebe Grüsse
Grossvater

Erste Ferien

Ferien damals und heute.
Blog #5, 29.5.2021

Sepp, 19.5.2021

Liebe Mona

Ich stelle mir vor, dass sich meine Erinnerungen an die ersten Ferien, wenn wir an die Schulferien denken, von deinen grundlegend unterscheiden. Unterscheiden müssen. Ich bin in einer ganz anderen Zeit und in einem völlig andern Umfeld aufgewachsen. Allerdings hatten auch wir Schulferien, fast gleich wie heute, im Frühling, im Sommer, im Herbst und an Weihnachten. Was es noch nicht gab, waren Skiferien. Statt einer Wintersportwoche hatten wir bei schönem Sommerwetter ein paar Tage Heuferien. Und weil ich in einer Bauernfamilie aufgewachsen bin, waren die Heuferien typisch für die Feriengestaltung allgemein. Das heisst: Ferien boten Gelegenheit zur Mithilfe auf dem Bauernhof. Im Sommer mussten wir Kinder, vor allem mein Bruder Toni und ich, beim Heuen, Emden, Eingrasen, bei der Obsternte, bei der Viehpflege und beim Düngen helfen. Wir hatten weder einen Traktor noch einen Ladewagen, so dass viel mehr Handarbeit zu verrichten war als heute. Und die war manchmal mühsam und streng.

Damit aber genug gejammert. Im Ganzen habe ich die Ferien und meine Kindheit im Allgemeinen trotzdem als sehr schön erlebt. Das Arbeiten war nicht mit der Kinderarbeit in den Fabriken oder gar in den Bergwerken vergleichbar. Es war viel freier und spielte sich grösstenteils in der freien Natur ab. Die Eltern waren verständnisvoll. Im Gegensatz zur Fabrikarbeit gab es keinen Lohn. Aber das vermisste ich nicht, die Eltern sorgten ja für uns.

Ich habe nicht über eine spezielle Ferienzeit oder über ein besonderes Ferienerlebnis geschrieben, weil alle Schulferien ziemlich gleich abliefen. Richtig Ferien habe ich erst als Erwachsener gemacht – im Gegensatz zu meinen Eltern, die ihrer Lebtag gar nie Ferien gemacht haben.

Ich bin nun gespannt, welche Erinnerungen du an deine ersten Ferien hast. Vielleicht berichtest du ja über Ferien bei einer verwandten Person oder Ferien, die du zusammen mit der Familie erlebt hast. Ich glaube, dass ich es als Kind einfacher hatte als du. Mir wurde meist gesagt, was ich zu tun habe. Du brauchst viel mehr Fantasie, die freien Tage gut zu gestalten. Mal sehen, worüber du schreibst. Ich lasse mich überraschen.

Liebe Grüsse
Grossvater

Mona, 29.5.2021

Lieber Grosspapi

Die ersten Ferien, an die ich mich noch erinnern kann, verbrachten wir im Rekadorf in Urnäsch. Ich war etwa 5 Jahre alt. Wir wohnten dort in einer schönen Ferienwohnung. Im ganzen Rekadorf hatte es 50 Ferienwohnungen und deshalb viele Familien mit Kindern. Diese Ferien in Urnäsch blieben mir sehr gut in Erinnerung, da es dort viele Tiere wie zum Beispiel Pferde und Ponys, Ziegen, Kaninchen und Meerschweinchen hatte. Wir Kinder durften die Tiere jeweils morgens und abends füttern. Das war jeweils ein Gaudi und ich weiss nicht, wer nervöser war die Tiere, weil sie Hunger hatten oder die vielen lauten Kinder. Wenn man wollte, konnte man sich zweimal pro Woche zum Pferdereiten anmelden. Die beiden Ponys Max und Heidi konnte man stundenweise mieten und dann mit ihnen selbständig spazieren gehen und auf ihnen reiten. Man musste den Ponys immer am Anfang schon zeigen, wer der Chef ist, da sie sonst einfach stehen blieben oder gar umkehrten und nach Hause liefen. Manchmal musste Sämi (der Besitzer von den Ponys) die Ponys auf der Strecke holen gehen, weil diese einfach nicht mehr weitergelaufen sind oder einfach auf einer Wiese gefressen haben (fast wie Esel 😉). Auch wurden viele Aktivitäten für Kinder angeboten. An einem Brett hingen anfangs Woche alle Aktivitäten aufgelistet, und man konnte sich für alles anmelden. Die Kinder durften verschiedene Sachen basteln oder die ganze Familie ging zu einem Bauern um diesem beim Melken und beim Käsen zuschauen. Wir besuchten auch einen Bauernhof schauten dort ein Säulirennen und bastelten Heutierli. Es war die ganze Woche etwas los. Fürs schlechte Wetter gab es im Rekadorf sogar ein Hallenbad wo wir uns vergnügen konnten. Und weil uns diese Ferien so sehr gefallen haben, verbringen wir seit damals jedes Jahr eine Woche Ferien in Urnäsch.
Gut erinnern kann ich mich auch an die Sommerferien, welche wir jeweils bei meiner Gotti in Silenen verbrachten. Dort machten wir auch immer lässige Ausflüge wie zum Beispiel wandern, baden, klettern im Seilpark oder auch Stand-up-Paddeln. So erleben wir auch dort viele interessante und lehrreiche Sachen. Die Ferien gehen immer viel zu schnell vorbei!
Wie du siehst, lieber Grosspapi, müssen wir in den Ferien nicht arbeiten und können sie in vollen Zügen geniessen. Das ist wirklich sehr schön und wir können danach wieder frisch gestärkt zur Schule gehen.

Liebe Grüsse
Mona

Frühling

Wann ist für dich Frühling?
Blog #4, 5.5.2021

Mona, 5.5.2021

Lieber Grosspapi

Ich finde am Frühling besonders schön, dass alle Bäume und Blumen blühen. Das Gemüse setzt man auch im Frühling. Es ist schön zu sehen, wie die Sachen in Omas Garten jedes Mal gewachsen sind, wenn wir sie besuchen. Es wird wärmer und alle Tiere kommen wieder heraus oder erwachen aus dem Winterschlaf. Am Morgen hört man auch die Vögel zwitschern. Mir gefällt es auch sehr, dass man wieder draussen Sport machen kann und T-Shirts und andere leichte Kleider tragen kann. Ich gehe im Frühling gerne Velo fahren, bräteln und joggen. Im Frühling fahren wir jedes Jahr für eine Woche nach Urnäsch ins Reka Dorf. Dies ist immer ein schöner Urlaub und ich verbinde es auch mit dem Frühling. Im Frühjahr sind dann auch die Alpaufzüge der Kühe. Wir haben in den Ferien in Urnäsch in aller Frühe schon einmal einem Alpaufzug zugeschaut. Die Kühe waren schön geschmückt und auch die Leute hatten sehr schöne traditionelle Kleider an. Hast du auch schon einen Alpaufzug live miterlebt? Was gefällt dir besonders gut am Frühling?

Dieses Jahr fahren wir mit der 6. Klasse im Frühling, genau genommen am Pfingstmontag, ins Tenerolager ins Tessin. In Tenero hat es einen grossen Campingplatz. Wegen Corona dürfen dieses Jahr nur etwa die Hälfte der Leute auf dem Campingplatz campen. Wir haben also sehr Glück, dass wir gehen dürfen. In diesem Sportlager werden wir verschiedene Sportarten wie zum Beispiel Stand Up Paddeln, Klettern, Trampolin hüpfen, Baseball und noch weiteres ausprobieren. Für das Lager dürfen wir noch die T-Shirts bedrucken. Ich freue mich schon riesig darauf. Hat es bei euch, als du noch in die Schule warst, auch ein Frühlingslager gegeben?

Ich finde im Frühling kann man sehr viel Tolles und Spannendes erleben. Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung.

Liebe Grüsse
Mona

Sepp, 6.5.2021

Liebe Mona

Die Freude am Frühling teile ich mit dir. Es ist ausserordentlich beeindruckend, wie in jedem Frühjahr Billionen von Gräsern und Blättern in den ersten warmen Tagen neu spriessen und eine überwältigende Blütenpracht zum Vorschein kommt. Der gewaltige Aufbruch in der Natur holt auch uns Menschen aus dem «Winterschlaf». Wie du bewege auch ich mich gerne in der freien Natur und gehe wandern und velofahren. Joggen ist allerdings nicht mehr mein Sport. Dafür mangelt es mir an ausdauernder Schnelligkeit.
Dass dir die Ferien in Urnäsch gefallen, verstehe ich. Ich habe euch dort ja schon besucht. Dort könnt ihr das reizvolle Appenzeller Hinterland geniessen und habt viele Möglichkeiten für interessante Beschäftigungen und Erlebnisse mit Tieren. Ihr habt dort schon einmal einen Alpaufzug erlebt, ich das Gegenteil, einen Alpabzug. Wir waren auf dem Weg zur Schwägalp, als wir unverhofft den Geissbub mit seinen Geissen, die geschmückten Kühe mit Glocken und Treicheln, die Sennen in ihrer Sonntagstracht und den Lediwagen vorbeiziehen sahen.
In Tenero, allerdings nicht im Campingplatz, waren wir schon mehrmals. Der Ort liegt am Lago Maggiore wie Locarno, und nicht allzu weit davon entfernt. Bei unseren Aufenthalten in der Ferienwohnung von Yvonne in Locarno sind wir auf Veloausflügen und Wanderungen an Tenero vorbeigekommen. Ein Frühlingslager habe ich als Schüler aber weder in Tenero noch sonstwo erlebt. Zu meiner Schulzeit gab es in Grub überhaupt keine Lager, und auch eine Schulreise stand nur jedes dritte Jahr auf dem Programm. In der Sekundarschule in Rorschach machten wir dann jedes Jahr eine Schulreise, in der dritten Klasse sogar eine zweitägige. Das erste Lager habe ich erst bei meiner Sekundarlehrer-Ausbildung erlebt, ein Skilager in der Schwendi oberhalb von Klosters im Parsenngebiet.
Dieses und letztes Jahr ist der Frühling auch wegen der Pandemie besonders herbeigesehnt und willkommen geheissen worden. Während es in Gebäuden und für öffentliche Veranstaltungen viele Einschränkungen gab, konnte und kann man sich wenigstens in der Natur frei bewegen. Wenn dann das Wetter noch mitspielt, geniesst man ein bisschen Freiheit, welche man sich bald wieder als Normalität wünscht.
Jetzt bin ich gespannt auf unser nächstes Thema. Ob uns wohl Judith wieder einmal eines vorgibt?

Liebe Grüsse
Grossvater

Ostern

Wo bleibt denn der Osterhase?
Blog #3, 25.4.2021

Sepp, 24.3.2021

Liebe Mona

Bald ist Ostern. Mich interessiert, wie du Ostern erlebst und feierst und was dir die Osterfesttage bedeuten. Wie lange hat man dich im Glauben gelassen, dass der Osterhase Eier, Schoggihasen und Geschenke bringe und verstecke? War es für dich eine Enttäuschung, als du hinter das Geheimnis gekommen bist?

Für mich liegt die Zeit der Auflösung des Geheimnisses so weit zurück, dass ich mich kaum mehr daran erinnern kann. Ich scheine aber die Enttäuschung ganz gut verkraftet zu haben. Jedenfalls habe ich meine Kinder, also auch deine Mama, nicht davor bewahrt. Ich habe sie als Kleinkinder auch die vom Osterhasen versteckten Eier suchen lassen.

Das Osterfest und die Ostertage habe ich aber von der Jahreszeit her immer gerngehabt. Ostern ist das Frühlingsfest an sich. Der Winter ist vorbei – auch wenn es hie und da weisse Ostern gibt. Es wird warm, die Natur erwacht, Bäume und Wiesen werden wieder grün und überall blühen Blumen. Als Schüler habe ich mich jeweils gefreut, wenn Ostern noch in die Schulzeit vor den Frühlingsferien gefallen ist. Dann gab es zwei zusätzliche schulfreie Tage; den Karfreitag und den Ostermontag. Allerdings mussten wir in dieser Zeit nach meinem Empfinden zu häufig die Kirche besuchen, vom Hohen Donnerstag bis Ostermontag waren jeden Tag Gottesdienste und unsere Eltern haben uns immer geschickt. Ich erinnere mich an einen Gottesdienst in der Osternacht. Beim damals besonders eifrigen Pfarrer begann der um 10 Uhr abends und dauerte drei Stunden. Ich habe mich gelangweilt.

Ostern ist das grösste Fest der Christenheit. Die Auferstehung von Jesus ist die Vollendung der Heilsgeschichte. Wenn Jesus nur geboren (Weihnachten) und gestorben (Karfreitag) wäre, hätte er das gleiche Schicksal wie alle Menschen erlebt. Dass Jesus den Tod überwunden hat, wird noch heute mit einem grossen Fest gefeiert, sogar an zwei Tagen. Religion und religiöse Feiern haben bei uns aber an Bedeutung verloren. Vor allem viele jüngere Menschen haben kaum mehr Kontakt zur Kirche. Du bist Ministrantin, liebe Mona. Mich würde es interessieren, was kirchliche Feiern und das Osterfest für dich bedeuten.

Von mir kann ich sagen, dass ich heute sehr gerne eine kirchliche Osterfeier besuche. Wenn nicht gerade Corona ist, wird die Osternacht in Uzwil ökumenisch gefeiert. Nach einem Gottesdienst, der beim Osterfeuer im Pfarrgarten beginnt, trifft man sich im Pfarreiheim zum Osterlamm-Essen und Eiertütschen. Ich finde das gemeinschaftliche Beisammensein und Feiern schön. Gibt es so etwas in Häggenschwil auch?

Ich bin gespannt auf deinen Osterbericht, liebe Mona, und grüsse dich herzlich.

Grossvater

Mona, 25.4.2021

Lieber Grospapi

Nun ist Ostern schon wieder eine Weile vorbei. Auch dieses Jahr haben wir an Ostern unsere Osternestli gesucht, welche von unseren Eltern versteckt wurden. Dass es den Osterhasen nicht gibt, habe ich in der 1. Klasse herausgefunden. Für mich war es eine grosse Enttäuschung, weil ich merkte, dass mich meine Eltern angelogen haben. Sofort zweifelt ich auch am echten Samichlaus und am Christkind.

Ich mag Ostern sehr, weil man Osternestli suchen aber auch mit der Verwandtschaft zusammen sein kann. Dieses Jahr war Ostern vor den Frühlingsferien und so genossen wir zusätzlich zwei freie Tage. Da ich nicht zum Ministrieren eingeteilt war und es sich auch sonst nicht ergab, besuchten wir für einmal während Ostern keinen Gottesdienst. In den vorangehenden Jahren gingen wir während der Osterzeit zum Gottesdienst und manchmal durfte ich dann auch ministrieren. Das Ministrieren an Ostern ist jeweils etwas Besonderes. Bei uns in Häggenschwil gibt es in der Kirche auch eine Osternacht. An diesem Abend brennt auch ein Osterfeuer wie in Uzwil. Nach dem Gottesdienst findet auch das Eiertütschen statt.

Zu Ostern wurden wir ja zu Christina und dir zum Brunch eingeladen. Wir genossen bei euch einen sehr reichhaltigen leckeren Osterbrunch. Es war sehr gemütlich. Wir waren auch dieses Jahr am Ostermontag bei meiner Oma. Dort suchten wir auf dem ganzen Bauernhof Osternestli, welche vorab von unseren Gottis versteckt wurden.

Ebenfalls zu Ostern gehört für mich auch das Osterhasengiessen bei Lindt & Sprüngli mit unserer Tante, unserem Onkel, der Cousine und den zwei Cousins. Jeder darf dort einen Osterhasen giessen und ein paar Pralinen selber herstellen. Die Pralinen können wir dann mit verschiedenen Füllungen füllen. Dies macht immer sehr Spass. Leider fand der Anlass auch dieses Jahr wegen Corona nicht statt.

Liebe Grüsse
Mona

Briefe aus dem Lockdown

Was hat sich durch den Lockdown in deinem Leben geändert?
Blog #2, 22.3.2021

Mona, 21.3.2021

Lieber Grosspapi

Ich konnte es kaum glauben, als es am Freitag, 13. März 2020 hiess, dass die Schulen schliessen. Wir bekamen sehr viele Hefter und auch den PC mussten wir nach Hause nehmen. So konnten wir immer mit den Lehrern telefonieren und chatten, wenn wir Fragen hatten. Am Anfang bekam ich so viele Hefter und Aufgaben, dass ich ein bisschen überfordert war. Mit der Zeit lief es dann immer besser. Jeden Morgen mussten wir an unseren Dossiers/Hefter arbeiten. Die einen Aufgaben zum Beispiel zum Fach Natur, Mensch und Gesellschaft konnten wir direkt über Teams lösen und dann wieder dem Lehrer zurückschicken. So bekamen wir sehr rasch eine Rückmeldung vom ihm. Am Dienstag- und Freitagmorgen hatten wir Englisch- und Französischinputs über Videokamera. Alle zwei Wochen holten wir, jeweils nur zu zweit, Aufgaben und Unterlagen für zwei weitere Wochen direkt in der Schule ab. Wir durften uns nicht lange in der Schule aufhalten und mussten gleich wieder nach Hause gehen. Wenn wir komplizierte Fragen hatten und die Lehrer sie per Teams nicht erklären konnten, durften wir auch jederzeit in der Schule vorbeischauen. Unser Lehrer war jeden Vormittag anwesend.

Wie verbrachtest du deine Vormittage?

Der Nachmittag stand uns jeweils zur freien Verfügung. Als Abwechslung bin ich manchmal mit meiner Freundin joggen gegangen. Da die ganze Familie im Homeoffice war, gingen wir in dieser Zeit häufig spazieren. Ich habe am Nachmittag, wenn wir nichts zu tun hatten, auch sehr viele Geschichten geschrieben und Power Point-Präsentationen über diverse Themen gestaltet. Ich dressierte die Nachbarskatze Leo, dass sie Sitz macht und die Pfote gibt. Das Video dazu schickte ich meinem Lehrer und bekam von ihm eine gute Rückmeldung dazu. Einmal bekamen wir die Aufgabe den Handstand zu üben, diesen dann zu filmen und dem Lehrer zu schicken. Ich übte fleissig, bis es klappte. Zusätzlich bekamen wir von der Schule fünf verschiedene Challenges, wie Papierflieger falten, Kopfstand üben, einen Pausenplatz zeichnen, Osternestli basteln oder Frühlingsfotos machen. Wir durften eine Challenge auswählen und mussten diese dann umsetzen. Ich entschied mich für die Osternestli-Challenge. Dazu habe ich einen Ballon aufgeblasen, einzelne Blätter WC-Papier nass gemacht und dann schichtenweise auf den Ballon geklebt. Nach drei Tagen war das Ganze trocken und ich konnte den Ballon entfernen. Ich schnitt ein Loch heraus, streute Ostergras hinein und fertig war mein Osternestli.

Welche Herausforderungen musstest du während des Lockdowns bewältigen, lieber Grosspapi?

Es war auch interessant zu sehen, wie die anderen Kinder ihre Nachmittage verbrachten. Die einen übten Zaubertricke, die anderen bastelten eine Kugelbahn, einige backten oder stellten Dominosteine auf.

Am meisten gefehlt hat mir der Kontakt zu meinen Mitschülern. Auch fand ich es nicht so toll, den ganzen Vormittag ohne Abwechslung am Computer zu verbringen. Ich war sehr froh, als wir wieder zur Schule gehen konnten.

Was hat dir während dieser Zeit am meisten gefehlt?

Liebe Grüsse
Mona

Sepp, 22.3.2021

Liebe Mona

Mit Interesse habe ich gelesen, wie du den Lockdown erlebt und wie vieles du in dieser Zeit gemacht hast. Ich möchte gerne an eine deiner damaligen Nachmittagsbeschäftigungen anknüpfen. Du hast vor einem Jahr ein eiförmiges Osternestli mit einem Ballon und WC-Papier gefertigt. Christina hat heute unsere Stube österlich dekoriert – und es aufgehängt. Es macht uns auch ein Jahr später immer noch Freude!

Ich habe gestaunt, wie rasch du dich mit dem Homeschooling zurechtgefunden und die neuen Möglichkeiten fleissig und erfolgreich genutzt hast. Besonders beeindruckt hat mich auch, was du der Katze, die ja als nicht dressierbar gilt, beigebracht hast.

Du hast mich gefragt, wie ich meine Vormittage verbracht habe. Ich muss dir gestehen, dass ich nicht sehr produktiv war. Ich habe mit meinen Aktivitäten hauptsächlich versucht, gesund und fit zu bleiben. Dass Christina als Lehrerin von zu Hause aus unterrichten musste, war für sie mit einem grossen Aufwand verbunden. Ich aber habe von ihrer Situation profitiert, weil sie ihre Arbeitszeit weitgehend frei einteilen konnte. So konnten wir viel mehr gemeinsam machen, als wenn sie die ganze Zeit in der Schule ist. Wir haben jeden Morgen vor dem Kaffee miteinander ein paar Turnübungen gemacht. Weil das Wetter fast ausnahmslos schön und warm war, haben wir uns nachher während einer bis zwei Stunden von zu Hause aus auf Wanderwegen bewegt. Dass das unserer Kondition gut getan hat, haben wir erfreut auf unserer Weitwanderung in den Sommerferien festgestellt. Ohne Probleme sind wir in sechs Etappen vom Berner Gürbetal bis nach Montreux am Genfersee gewandert.

Ja und dann die Nachmittage und vor allem die Abende: Meine Agenda war vor dem Lockdown mit vielen Abendveranstaltungen gefüllt. Im Frühling finden Versammlungen vieler Korporationen, Organisationen und von Vereinen statt. Über zahlreiche hätte ich für die Internet-Zeitung Hallowil berichten sollen. Eine Veranstaltung nach der anderen ist abgesagt worden. Am Anfang empfand ich es ein Stück weit als Erleichterung, weil ich gar viele Zusagen gemacht hatte. Ich musste nicht mehr jeden zweiten Abend an eine Veranstaltung und dann bis Mitternacht oder darüber hinaus schreiben und Fotos bearbeiten. Aber ziemlich bald hatte ich dies doch zu kurz.

Auf deine Frage nach den Herausforderungen muss ich sagen, dass ich als Rentner glimpflich davongekommen bin. Ich war weder von Homeoffice noch von Kurzarbeit betroffen, auch habe ich keine Arbeitsstelle verloren. Und glücklicherweise bin ich auch die ganze Zeit gesund geblieben. So gesehen habe ich absolut keinen Grund zu klagen.

Natürlich wünsche ich mir trotzdem das «normale» Leben zurück. Wie du den Kontakt zu deinen Mitschülern vermisse auch ich den Kontakt zu zahlreichen Mitmenschen. Mit Kollegen aus Wil hatte ich regelmässig Tageswanderungen unternommen. Alle abgesagt. Mit Kollegen aus Andwil hatte ich mich jeden Montagabend zum Jassen getroffen. Beiz geschlossen. An Vormittagen hatte ich mich einigermassen regelmässig an einer Kaffeerunde im Coop-Restaurant beteiligt. Nicht mehr möglich.

Sehr gefreut hatte es mich, dass kurz vor dem Lockdown noch ein Familientreffen im malerischen «Chastenloch» möglich war. Dass so etwas auch nach einem Jahr noch nicht möglich ist, bedaure ich am meisten. Schön, dass wir wenigstens virtuell miteinander im Kontakt sind, liebe Mona. Aber ich freue mich schon darauf, bis wir uns auch im grossen Familienkreis wieder treffen können.

Liebe Grüsse
Grossvater

Sportferien

Bruchpilotin und schwarze Piste.
Blog #1, 3.3.2021

Sepp

Respekt vor der schwarzen Piste am Titlis

Als alter Hase habe ich schon ganz viele Sportferien erlebt. Ich habe mir deshalb überlegt, über welche ich etwas schreiben möchte. Ich habe mich für das letzte Skilager entschieden, welches ich kurz nach meiner Pensionierung mit der Realschule Uzwil in Engelberg verbracht habe.

Die Hauptverantwortung für das Lager hatte nicht ich als Pensionierter, sondern einer der Klassenlehrer. Ich konnte mich deshalb wie alle Schüler am Montagmorgen vor sechs Uhr beim Schulhaus einfinden. Mit zwei Cars fuhren wir los. Es ging – noch bei Dunkelheit – auf einer rund vierstündigen Fahrt bis nach Engelberg im Kanton Obwalden. Am Ziel beeindruckte uns als erstes das markante Bauwerk des Klosters. Der Weg zu unserem Lagerhaus führte am Kloster vorbei ein Stück weiter taleinwärts. Alle waren froh, noch vor dem Mittagessen die Zimmer beziehen zu können.

Wir freuten uns auf das erste Mittagessen. Das Essen war die ganze Woche sehr gut. Gekocht haben eine Hauswirtschaftslehrerin und ihr Vater. Sie haben auch die Schüler in die Pflicht genommen. Gruppenweise mussten sie beim Tischen, beim Abräumen und manchmal auch beim Gemüserüsten helfen.

In der Nähe des Lagerhauses gab es einen Hang mit einem Bügellift. Das war der Tummelplatz des ersten Nachmittags. Alle Schüler wurden von den Lehrern und den Hilfsleitern beobachtet und auf Grund ihres Könnens in Gruppen eingeteilt, in denen sie dann die ganze Woche unterwegs waren. Ganz wenige, welche zu gut oder zu schlecht taxiert worden waren, konnten die Gruppe wechseln.

Am Dienstag begann sozusagen der «Ernst des Lebens». Am Morgen begaben sich alle zur Talstation der Bergbahn, deren erste Sektion zum Trübsee führt. Dort verteilten sich die Gruppen dann je nach Können auf die verschiedenen weiteren Bahnen und Lifte und stürzten sich ins Vergnügen des Skifahrens. Wir hatten Wetterglück, deshalb trafen sich am Mittag die meisten Gruppen auf dem gut 3000 Meter hohen Titlis. Dort durften wir in einem reservierten Raum den mitgebrachten Lunch verzehren. Die Schüler staunten über die vielen Menschen aus Asien, welche in den Restaurants assen und sich kichernd ein paar Meter auf dem Gletscher bewegten. Gruppenweise besuchten alle Schüler an einem der Lagertage die Gletschergrotte auf dem Titlis. Das ist ein Rundgang, der durch das Innere der Eismassen gehauen worden ist.

Auf den Titlis führt vom Trübsee aus die Rotair, eine Luftseilbahn, deren Kabine sich während der Fahrt dreht. Die Fahrgäste sehen so im Lauf der Fahrt die ganze Umgebung, ohne den Kopf drehen zu müssen. Die guten Skifahrer machten meist einige Fahrten auf dem Gletscher. Vom Gletscher zum Trübsee gibt es aber nur eine schwarze Piste. Bei eisigen Verhältnissen ist sie sehr gefährlich und wird gesperrt. In unserer Skiwoche war sie nur an einem Tag offen, und sie ist nur von einer Gruppe benützt worden. Die anderen fuhren mit der Seilbahn runter. Alle Skifahrer sind auf ihre Rechnung und immer heil ans Ziel gekommen. Wir hatten keinen Unfall, aber zwischendurch mal zwei Grippekranke.

Erwähnenswert sind noch die Abende im Skilager. Die Schüler haben sich mit verschiedenen Spielen gut unterhalten. Einmal gab es einen Nachtmarsch durch das etwa 500 Meter entfernte Dorf. Der Schlussabend war lustig. Die Schüler hatten eine Spielolympiade vorbereitet. Nachher durften sie bis elf Uhr aufbleiben. Dann stellte sich für uns Leiter wie jeden Abend die Frage, wie lange es wohl dauere, bis in allen Zimmern Ruhe herrsche. Das war aber eher für die Schüler als für die Leiter ein Problem. Die meisten Leiter gingen sowieso noch nicht zu Bett und freuten sich über den gelungenen Tag bei angeregten Gesprächen, einem Jass und einem Glas Wein.

Am Freitagabend waren alle glücklich über den guten Verlauf der Woche. Der Samstagvormittag machte dann nicht allen gleich viel Freude. Unser Lagerhaus wollten wir in einwandfreiem Zustand abgeben. Und das hiess, dass alle bei irgendeiner Arbeit Hand anzulegen hatten. Als dies geschafft war, traten wir mit den beiden Cars die Heimreise an.

Ich glaube, dass das Lager nicht nur mir, sondern auch den Schülern in guter Erinnerung bleibt.

Mona

Skilager Obersaxen

Ich war bereits zwei Mal im Skilager in Obersaxen. Für die Fahrt besammelten wir uns um 7 Uhr beim Primarschulhaus und fuhren dann mit dem Car nach Obersaxen. Dort angekommen bezogen wir die Zimmer und bekamen dann ein feines Mittagessen. Am Nachmittag hiess es, ab auf die Piste. Um 16 Uhr fuhren wir mit dem Bus zum Lagerhaus zurück. Dort wartete schon ein feiner Zvieri auf uns. Es gab jeweils verschiedene Kuchen. Nach dem Duschen konnten wir machen, was wir wollten bis es Abendessen gab. Einige spielten Tischtennis, Tischfussball und andere schrieben Karten oder machten Spiele. Nach dem Essen gab es immer eine Abendunterhaltung, zum Beispiel Lottoabend, Mühle- und Jassabend und eine Disco. Die anderen beiden Abende wurden jeweils durch die Klassen gestaltet. Die eine Klasse bereiteten «Klein gegen Gross» und «Schlag den Star» vor, die andere Klasse unterhielten uns mit einer Fernsehshow. Um 22 Uhr war Nachtruhe. Wer sich nicht daran hielt und noch weiterredete, musste am nächsten Tag eine Station früher aussteigen und mit der ganzen Skiausrüstung laufen.
Am Morgen wurden wir um 7 Uhr mit lauter Musik geweckt. Um 7.30 Uhr frühstückten wir. Wie gewohnt verbrachten wir den ganzen Tag auf der Piste. Zum Mittagessen trafen sich alle Schüler im Restaurant Wali, welches auf der Piste ist. Als Zwischenhalt am Nachmittag gingen wir in das Restaurant Leo, welches ebenfalls auf der Piste liegt.
Dies war jeweils der Tagesablauf und dank ziemlich gutem Wetter hatten wir zwei lässige Skilager.
Ich freute mich auch immer auf das Skilager, weil ich sehr gerne Ski fahre und die Unterhaltungen am Abend sehr lustig waren. Auch lernte man seine Klassenkameraden in dieser Woche ein bisschen besser kennen.